Atmende Säule
Anlässlich des ersten Bochumer Bildhauersymposiums, das 1979/80 für Diskussionsstoff sorgte und im Nachhinein betrachtet für mehrere zukunftsweisende Skulpturen im öffentlichen Raum verantwortlich war, entstand auch die „Atmende Säule“ von Roman Signer. Der Schweizer Künstler, der den Begriff der klassischen Skulptur im wahrsten Sinn des Wortes sprengte und in Richtung der prozesshaften, ephemeren Erscheinung erweiterte, schuf auch hier eine Skulptur, die sich fortlaufend verändert.
Zwei Edelstahlrohre wurden so ineinandergesteckt, dass das innere Rohr sich in einer „atmenden“ Bewegung auf und ab bewegen kann. Hierzu werden die beiden flankierenden, pavillonartig gestalteten Auffangbecken benötigt, die das Regenwasser sammeln und durch ein Röhrensystem in die Säule weiterleiten. Mit steigendem Wasserdruck hebt sich die silberne Innenröhre immer mehr an, bis durch ein Ventil im oberen Abschnitt schließlich das Wasser wieder ausströmen kann und die Röhre sich senkt.
Die Atembewegung erfolgt also nicht regelmäßig, sondern ist von den jeweiligen Niederschlägen abhängig. Das Wechselspiel zwischen zufälligem und kontrolliertem Ablauf macht den besonderen Reiz der Skulptur aus. Der Betrachter wartet auf ein vorausgeplantes Ereignis, von dem jedoch nicht vorhersagbar ist, wann es eintreten wird.
Die „Atmende Säule“ war der erste Auftrag für eine Skulptur im öffentlichen Raum für den heute bedeutenden Bildhauer, Zeichner, Filmer, Aktions- und Konzeptkünstler.
Quelle: www.artibeau.de/1220.htm
Roman Signer
← Zur Startseite
Bochum, Karl-von-Ossietzky-Platz