Ballerina Clown

Als groteskes Zwitterwesen erscheint die Skulptur im Innenhof des Ludwig-Forums. Auf dem schlanken Körper einer Balletttänzerin sitzt ein massiger geschminkter Clownskopf mit aufgemalter Träne, roter Pappnase und rotem Hut. Die Figur, die auf einer Holzkiste balanciert, steht vor einer Wellblechwand mit aufgemaltem weißen Kreis wie im Scheinwerferlicht, wobei sie allerdings nicht besonders glücklich wirkt.
Ein Elektroantrieb bewegt das angewinkelte Bein der Tänzerin sacht hin- und her, während sie mit der linken Hand einen goldenen Ring auf einer Schnur balanciert. In regelmäßigen Abständen spielt ein Kassettenrecorder die vom Künstler mit hohler monotoner Stimme gesungene Version von Frank Sinatras berühmtem „My way“.
Die Figur gewinnt hierdurch persönliche Züge und kann sowohl als Selbstporträt des Künstlers wie auch als allgemeine Reflektion über die Rolle des Künstlers in der Gesellschaft gesehen werden. Das wesentliche Charakteristikum ist dabei das der Ambivalenz nicht nur zwischen männlichen und weiblichen Zügen, sondern auch zwischen Tragik und Komik, Mensch und Maschine, Individualität und Stereotyp.
Bereits 1983 entstand eine erste Version des „Ballerina Clowns“, die sich heute in Venice/Kalifornien befindet. Die Aachener Fassung bildete 1990 den Auftakt der Berliner Ausstellung „Metropolis“ im Gropius-Bau. Hier war sie Sinnbild des Maschinenmenschen aus Fritz Langs berühmtem Stummfilm, der der Ausstellung ihren Namen verliehen hatte.

Weitere Informationen: www.ludwigforum.de/sammlung/altmaterial/schwerpunkte/skulpturenhof/borofsky.html

Literaturhinweise:
Stichwort Gegenwart. Die aktuelle Bestandsaufnahme. Ludwig Forum für Internationale Kunst. Hrsg. Harald Kunde. Texte: Annette Lagler, Harald Kunde … Köln: Verlag der Buchhandlung Walther König, 2007, S. 40–41.
Ludwig Forum für Internationale Kunst. Gemälde, Skulpturen, Installationen. Auswahl aus dem Bestand der Sammlungen. Red.: Gabriele Uelsberg. Aachen 1992, S. 64–65.


Jonathan Borofsky

1942
geboren in Boston, Massachusetts/USA; lebt in Ogur Guit/Maine, USA.
1960–1966
Kunst-Studium an der Carnegie Mellon Universität und der Yale Universiät.
1982
Teilnahme an der Documenta 7 in Kassel.
1984
Ausstellung im Städelmuseum, Frankfurt.
1987/1992
Teilnahme an der Documenta 8 und 9 in Kassel.
1996
Ausstellung im Whitney Museum of American Art, New York City.
2006
Ehrendoktortitel der Carnegie Mellon Universität.
Quellen:

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Ort
Aachen
Aachen, Hof/Loggia des Ludwig Forums für Internationale Kunst, Jülicher Straße 97-109
Künstler
Jonathan Borofsky
Jahr
1990
Maße
Clown: 750 x 300 x 300 cm, Vorhang und Gestell: 900 x 570 x 640 cm
Material
Aluminium, Stahl, Motor, Aluminium-Netz, Urethan, Fiberglas, Holz, Reflector, Lichter, Amplifier, Lautsprecher, Kassettenrecorder mit Kassette, Reifen, Leine
Objektarten
Kinetische Werke, Klanginstallationen
#nrwskulptur