„Blickst du hinauf und liest die Worte…“

Am Ufer des Aasees, in der Nähe des Werkes von Donald Judd, errichtete Ilya Kabakov anlässlich der Skulptur Projekte 1997 seine an einen Sendemast erinnernde Skulptur, die eine Verbindung zwischen Himmel und Erde darstellt, wobei sie sich stärker auf das Erleben des Himmels konzentriert.
Ein 15 Meter hoher Mast schließt nach oben mit einer nahezu gleich breiten waagerechten Konstruktion ab, die aus zwei parallelen Trägern und quer dazu angeordneten 22 „Antennen“ besteht. Zwischen diesen Aluminiumrohren sind aus 3 mm dünnem Draht Buchstaben eingefügt, die sich erst bei intensiver Betrachtung – am besten liegt man dazu im Gras auf der Wiese – zu Worten und einem Text verbinden lassen.
Die Abmessungen sind mit Absicht so berechnet, dass eine genaue Fokussierung nötig ist, um den Text zu erfassen. Bei weniger genauer Beobachtung können die Buchstaben auch ignoriert werden, sie scheinen dann gar nicht vorhanden zu sein. Lässt man sich jedoch auf das Werk ein, scheint der Sendemast eine Botschaft aus dem Himmel empfangen zu haben, die er nun an den Betrachter ganz persönlich weitergibt:
„Mein Lieber! Du liegst im Gras, den Kopf im Nacken, um dich herum keine Menschenseele, du hörst nur den Wind und schaust hinauf in den offenen Himmel – in das Blau dort oben, wo die Wolken ziehen – das ist vielleicht das Schönste, was du im Leben getan und gesehen hast.“

Weitere Informationen: https://www.skulptur-projekte-archiv.de


Ilya Kabakov

1933
geboren in Dnepropetrovsk, UdSSR; lebt und arbeitet auf Long Island, New York.
1941
Evakuierung nach Samarkand (Usbekistan).
1943
Schüler der Kunstschule der Leningrader Akademie der Bildenden Künste, die ebenfalls nach Samarkand evakuiert worden war.
1945
Studium an der  VA Surikov Akademie in Moskau, wo er gemäß den Prinzipien des sozialistischen Realismus als Zeichner ausgebildet wurde. Daneben setzte er sich mit Cézanne und, soweit möglich, mit Strömungen der westlichen Kunst auseinander.
1951
Abschluss seines Studiums mit einem Diplom als Illustrator.
1965
wurde er Mitglied des Künstlerbundes der UdSSR.
1978
Erste Bildwände mit Texten, in denen er die offizielle Sowjetkunst kritisierte.
1985
Erste Soloausstellung in Paris.
1987
Übersiedlung in den Westen nach einem Stipendium des Kunstvereins Graz.
1988
Beginn der Zusammenarbeit mit seiner zukünftigen Ehefrau Emilia.
1993
Teilnahme an der 45. Biennale in Venedig.
1995
Ernennung zum Chevalier des Arts et des Lettres, Paris, in 1995.
2002
Verleihung des Oskar-Kokoschka-Preises, Wien.

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Ort
Münster
Münster, Aaseewiesen, östlich des Kardinal-von-Galen-Rings
Künstler
Ilya Kabakov
Jahr
1997
Maße
1500 cm Höhe, Schriftfeld: 1445 x 1130 cm
Material
Metall
Kunst im öffentlichen Raum NRW