Bramme für das Ruhrgebiet

Mit der „Bramme“ hat Richard Serra eine der bekanntesten Landmarken des Ruhrgebiets geschaffen. Sie steht auf der Schurenbachhalde, einer etwa 50 m hohen ehemaligen Bergehalde des Steinkohlebergbaus im Essener Stadtteil Altenessen, die nach dem ab den 1970er Jahren unter ihr begrabenen Gewässer benannt wurde. 1995 war die Halde Schurenbach im Rahmen des Projekts IBA-Emscherpark mit ihren 65 Metern zunächst zum reinen Landschaftsbauwerk geworden, durch ein von der RuhrTriennale initiiertes Entwurfsverfahren wurde 1998 dann das Serra-Konzept für die Halde festgelegt.
Der Künstler bezog die Landschaft, die er hier vorfand, in die Gestaltung seines Werkes ein. Auf dem höchsten Punkt der Halde, der nur mit Abraummaterial bedeckt ist und daher den Charakter einer unwirtlichen Mondlandschaft hat, ließ er eine elliptische Ebene anlegen, von der aus sich ein spektakulärer Rundumblick über das Ruhrgebiet ergibt. Die Flanken der Bergehalde sind begrünt und mit Wanderwegen versehen, die den Aufstieg ermöglichen.
Als „Bramme“ wird in der Stahlverarbeitung ein Block aus gegossenem Stahl, Aluminium oder Kupfer bezeichnet, dessen Breite und Länge ein Mehrfaches seiner Dicke beträgt; meist werden „Brammen“ als Vormaterial für Bleche und Bänder gegossen. Die „Bramme für das Ruhrgebiet“ ist eine solche 14,5 Meter hohe und 13,5 Meter tief in den Untergrund eingelassene Platte aus Walzstahl, die mit ihren Breitseiten in genauer Ost-West-Ausrichtung und mit einer Neigung von 3° aufgestellt wurde. Hergestellt wurde die „Bramme“ in Frankreich von der Firma Creusot-Loire-Industries, da es im Ruhrgebiet zum Zeitpunkt der Fertigung für diese Größe keine Produktionsstätte mehr gab. Die sanfte Neigung der Stahlplatte ist mit dem bloßen Auge kaum auszumachen und dennoch wirkt die riesige Skulptur deshalb so, als würde sie in den Untergrund einsinken und so im übertragenen Sinn direkt in der Vergangenheit des Ruhrgebietes wurzeln.
Auch der raue, industrielle Charakter des Materials verkörpert in seiner spröden Schönheit das Wesen dieser Region. Entsprechend beschrieb Richard Serra 1997 sein Konzept: „Die Bedeutung der Skulptur erwächst aus ihrem sozialen und geographischen Kontext. Ihre stelenartige Gestalt lässt eine Reihe von Lesarten zu, deren naheliegendste und offensichtlichste in der Skulptur ein Symbol für das Ruhrgebiet und seine Kohle- und Stahlindustrie sehen lässt. Die Skulptur versetzt den Betrachter in die soziale Realität ihres Standortes und verlangt, sich die Geschichte der Region bewusst zu machen.“
Die „Bramme für das Ruhrgebiet“ ist Teil der „Route der Industriekultur“.

Verweis: de.wikipedia.org/wiki/Schurenbachhalde


Richard Serra

1939
geboren in San Francisco.
1957–1964
Studium an der University of California in Berkeley und Santa Barbara sowie der Yale University in New Haven/Connecticut. Abschluss als Bachelor of Arts und Master of Arts.
1964–1966
Studienaufenthalte in Paris und Florenz.
1969
Austellung im Guggenheim Museum in New York.
1972
Auststellung auf der documentca 5 in Kassel.
1977
entsteht in der Henrichshütte in Hattingen "Berlin Block for Charlie Chaplin" für die Neue Nationalgalerie in Berlin.
1979–1989
Realisierung und Aufstellung von Großplastiken in New York, Paris, Barcelona, Madrid, Berlin, München, Otterlo, Bielefeld, Bochum, Reykjavik, Washington und vielen anderen Orten.
1991
Richard Serra erhält in Duisburg den Wilhelm-Lehmbruck-Preis für Skulptur.
1998
Realisierung der "Lemgo Vectors" und der "Bramme" auf der Schurenbachhalde in Essen.
 
Bis heute realisiert Richard Serra Projekte in der ganzen Welt und gehört zu den bekanntesten Bildhauern der Gegenwart.
 Quelle:

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Ort
Essen
Essen-Altenessen, Schurenbachhalde
Künstler
Richard Serra
Jahr
1998
Maße
1450 x 420 x 13,5 cm, Gewicht ca. 67 Tonnen
Material
wetterfester Walzstahl
Kunst im öffentlichen Raum NRW