Denkmal für Hans Jonas / Emissionsmantel

Das Denkmal ehrt den in Mönchengladbach geborenen Philosophen Hans Jonas, den sein Buch „Das Prinzip Verantwortung“ weltweit bekannt machte. Hier entwickelte der Autor eine Ethik, die darauf basiert, die Zukunft folgender Generationen sowie die Folgen für die Umwelt in unsere wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Überlegungen mit einzubeziehen. Er zeigte bereits 1979 die Gefahren auf, die aus technischem Machbarkeitswahn und ungezügeltem wirtschaftlichen Wachstum für unseren Planeten entstehen können und forderte dazu auf, die langfristigen Konsequenzen einer solchen Ideologie im Blick zu behalten.
Hans Jonas studierte nach seiner Schulzeit in Mönchengladbach bei Husserl und Heidegger, war aber 1933 als Jude zur Emigration gezwungen. Nach seinem Militärdienst bei den britischen und israelischen Streitkräften im 2. Weltkrieg siedelte er nach Kanada und 1955 schließlich nach New York um, wo er bis zu seinem Tod 1993 lebte und lehrte.
Darüber hinaus hatte er mehrere Gastprofessuren inne und erhielt zahlreiche Auszeichnungen für sein Werk, unter anderem 1987 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, das Große Bundesverdienstkreuz und 1989 die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt Mönchengladbach. Die Stadt ließ zudem den Berggarten an der Volkshochschule in „Hans-Jonas-Park“ umbenennen, wo der Wissenschaftliche Verein 1997/98 das Denkmal für den Philosophen von Hans Karl Burgeff errichten ließ. Auf einer hohen Steinsäule zeigt es die Bronzefigur des Philosophen, der in dynamischer Pose und mit wehendem Mantel, aber in sich gekehrtem Blick in Richtung der Innenstadt schreitet.
Im Rahmen des mehrjährigen Projektes „Ein ahnungsloser Traum vom Park“ (2012–2014), das ausgehend vom Skulpturengarten des Museums Abteiberg auch den Stadtraum einbezieht, hat  Andreas Siekmann das Hans-Jonas-Denkmal mit einem langen Mantel versehen. Dieser „Emissionsmantel“, eine Konstruktion aus glasfaserverstärktem Kunststoff, verlängert den Mantel des Philosophen temporär bis zum Boden und ist mit „Piktogrammen der Globalisierung“ bedruckt, wie der Künstler sie vielfach einsetzt, um politische und gesellschaftliche Zusammenhänge zu thematisieren.
Hier greift er den Handel mit Emissionszertifikaten auf. Dargestellt sind beispielsweise Vertreter bekannter Energiekonzerne, die mit Sektgläsern ihren gelungenen Coup feiern. „Den Glauben, Umweltprobleme mit neoliberalen Prinzipien lösen zu können, halte ich für falsch“, sagt der Künstler. Der Mantel stellt eine Kritik an der Verschleierungstaktik der Energiekonzerne und der Politik dar, die unter dem Vorwand des Klimaschutzes neue Geschäftsfelder erschließen und es damit wieder einmal geschafft haben, das „Prinzip Verantwortung“ zugunsten des rein kurzfristigen wirtschaftlichen Erfolges zu ignorieren.

Literaturhinweis:
Hans Jonas: Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1979.


Andreas Siekmann

1961
geboren in Hamm; lebt in Berlin und Buenos Aires.
1980er Jahre
Studium an der Kunstakademie Düsseldorf.
2001–2002
Lehrauftrag an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig.
2002/2007
Teilnahme an der Documenta in Kassel.
2007
Teilnahme an den Skulptur-Projekten in Münster.

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Ort
Mönchen­gladbach
Mönchengladbach, Hans-Jonas-Park, Nähe Haus Erholung, Abteistraße
Künstler
Andreas Siekmann
Jahr
1997
Maße
Figur ca. 150 cm; Säule ca. 250 cm
Material
Bronze auf Steinsockel; Säule: Stahl, rot lackiert; Mantel: Kunststoff/Glasfaser
Objektarten
Denk-/ Mahnmale, Statuen
#nrwskulptur