Der Krummstab
Wie im Vorübergehen von einem Riesen in die Erde gesteckt, scheint sich der „Krummstab“ von Heinrich Brummack nun in einem labilen Gleichgewicht zu befinden. Die golden gefasste Schnecke des Stabes ragt imposant und etwas bedrohlich über den Wanderweg hinaus, während der graue Stab leicht verbogen im Erdreich des benachbarten Waldes verschwindet.
Ausgangspunkt der Skulptur ist die sagenhafte Geschichte des Krummstabes, den der Gründer des Klosters Grafschaft, Erzbischof Anno II. von Köln, anlässlich der Gründung im Jahr 1072 dessen Abt übergab. Als Hirtenstab und Mahnung zur Fürsorge überreicht wurde der Stab immer mehr zum Zeichen der Macht und des Wohlstandes dieses bedeutenden Klosters. Eine Prophezeiung besagte jedoch, dass die Macht des Klosters schwinden würde, sollte der Stab verloren gehen. Tatsächlich kam der Krummstab nun aber in den Wirren des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) abhanden. Sogleich stellte man eine originalgetreue Replik her, die gegen Ende des 18. Jahrhunderts jedoch ebenfalls verschwand. Und tatsächlich büßte das Kloster seine Macht ein, das 1804 säkularisiert und aufgelöst wurde.
Diese Geschichte des Krummstabes verknüpft Heinrich Brummack in seiner Skulptur mit dem Lutherzitat „Eine allzu große Macht stürzt durch ihre eigene Masse“, das auf der Innenseite der Skulptur eingraviert ist. Es verweist auf die historische Situation der Spaltung der Region durch die Reformation in das katholische Sauerland auf der einen und das protestantische Wittgensteiner Land auf der anderen Seite des Berges, lässt sich aber augenzwinkernd auch auf das scheinbar labile Gleichgewicht beziehen, in dem der 2500 Kilogramm schwere Stab sich über den Wanderer neigt.
Verweis: www.waldskulpturenweg.de/skulpturen/der-krummstab/die-skulptur/
Literatur: WaldSkulpturenWeg, hg. von der Arbeitsgemeinschaft WaldSkulpturenWeg, Texte von Uwe Rüth, Köln 2011.
Heinrich Brummack
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Schmallenberg, WaldSkulpturenWeg