Die Salztangente – Borken-Burlo
Das Salz der Freiheit
Man mag dem Salz, das im Salzstreuer auf dem Frühstückstisch steht, kaum eine größere Bedeutung zumessen. Dennoch hat der weiße Stoff dazu beigetragen, die gesellschaftliche Modernisierung voranzutreiben. Unter soziologischen Gesichtspunkten sind Salzgewinnung und Salzhandel Faktoren, die, neben anderem, seit dem späten Mittelalter zur Unabhängigkeit vor allem des Stadtbürgertums beigetragen haben. Der Soziologe Max Weber hat bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts betont, dass das Entstehen eigenständiger Herrschafts- und Sozialordnungen in den abendländischen Städten zum Aufbrechen der feudalen Herrschaftsstrukturen führte (Weitere Informationen: Salzmuseum Lüneburg).
Diese Eigenständigkeit war aber nur zu erreichen, nachdem sich in den Städten das Handwerk, der Handel und die Künste spezialisiert hatten. Eine derartige Entwicklung hatte im Umland der Städte noch nicht stattgefunden. Somit wurde der grundbesitzende Adel immer abhängiger vom Zuwachs an Wissen und Reichtum der Städter.
Salz als eines der wertvollsten Handelsgüter der damaligen Zeit spielte hierbei eine entscheidende Rolle, da seine Gewinnung nur von Spezialisten bewerkstelligt werden konnte, die in den Städten zu finden waren. Die Einnahmen aus dem Salzhandel flossen daher zu einem großen in diese Städte zurück. Mit dem Reichtum wuchs die Macht. Ein Prozess, der schliesslich Forderungen und Durchsetzung der Machtteilhabe durch das Stadtbürgertum zur Folge hatte.
Das Salz des Lebens wurde so zum Salz der Freiheit.
Dr. Udo Thiedeke, Johannes Gutenberg-Universität, Mainz, Soziologe + Künstler
Franz John
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