Die Trauernde






Die „Trauernde“ sollte ein Mahnmal für die Opfer des Krieges und deren Leiden setzen. Deshalb wählte der Künstler eine weibliche Figur, die in einer Geste des Entsetzens und der Trauer ihre zusammengefalteten Hände vor den Mund hält. Mit leicht vornüber geneigtem Kopf schaut die überlebensgroße Figur auf den Betrachter herab. Von den Schultern fällt bis zu ihren Füßen ein Gewand herab, das die Formen ihres Körpers verhüllt und sie jeder Individualität beraubt. Kopf und Arme sind im Vergleich zum fast stelenartigen Körper bewusst überproportioniert gestaltet, um die Gefühle der „Trauernden“, das Entsetzen und die Trauer, expressiv sinnfällig zu machen. Zusammen mit der „Trauernden Frau“ in Neuss-Reuschenberg von 1957 ist sie ein bedeutendes figuratives Frühwerk von Josef Neuhaus.
Nichtsdestoweniger war die Skulptur von Anfang an umstritten. In Teilen der Bevölkerung stieß sie auf wenig Gegenliebe, denn viele Betrachter empfanden das Mahnmal als zu abstrakt. Auch der Stifter, der Bürgerschützenverein Holzheim e. V., distanzierte sich von der „Trauernden“, so dass sie schließlich von der Stadt Neuss übernommen werden musste. Doch damit war die Diskussion um das Kunstwerk und seinen Standort keineswegs beigelegt. Von ihrem Platz vor der Katholischen Schule wurde sie zunächst in eine abgelegene kleine Grünanlage in der Nähe des Holzheimer Bahnhofs versetzt. Nur ein schmaler Fußweg führte den kundigen Betrachter in die Nähe der Figur, so dass sie viele Jahre den Blicken der Öffentlichkeit entzogen war, zumal auch keine Hinweisschilder auf das Kunstwerk verwiesen.
Quelle: „Skulpturen in Neuss“ – Autor: Dr. Christian Frommert
Josef Neuhaus
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Neuss, Platz an der Pfarrkirche St. Martinus, Martinstraße
