Die Trauernde

Die „Trauernde“ sollte ein Mahnmal für die Opfer des Krieges und deren Leiden setzen. Deshalb wählte der Künstler eine weibliche Figur, die in einer Geste des Entsetzens und der Trauer ihre zusammengefalteten Hände vor den Mund hält. Mit leicht vornüber geneigtem Kopf schaut die überlebensgroße Figur auf den Betrachter herab. Von den Schultern fällt bis zu ihren Füßen ein Gewand herab, das die Formen ihres Körpers verhüllt und sie jeder Individualität beraubt. Kopf und Arme sind im Vergleich zum fast stelenartigen Körper bewusst überproportioniert gestaltet, um die Gefühle der „Trauernden“, das Entsetzen und die Trauer, expressiv sinnfällig zu machen. Zusammen mit der „Trauernden Frau“ in Neuss-Reuschenberg von 1957 ist sie ein bedeutendes figuratives Frühwerk von Josef Neuhaus.
Nichtsdestoweniger war die Skulptur von Anfang an umstritten. In Teilen der Bevölkerung stieß sie auf wenig Gegenliebe, denn viele Betrachter empfanden das Mahnmal als zu abstrakt. Auch der Stifter, der Bürgerschützenverein Holzheim e. V., distanzierte sich von der „Trauernden“, so dass sie schließlich von der Stadt Neuss übernommen werden musste. Doch damit war die Diskussion um das Kunstwerk und seinen Standort keineswegs beigelegt. Von ihrem Platz vor der Katholischen Schule wurde sie zunächst in eine abgelegene kleine Grünanlage in der Nähe des Holzheimer Bahnhofs versetzt. Nur ein schmaler Fußweg führte den kundigen Betrachter in die Nähe der Figur, so dass sie viele Jahre den Blicken der Öffentlichkeit entzogen war, zumal auch keine Hinweisschilder auf das Kunstwerk verwiesen.
Quelle: „Skulpturen in Neuss“ Autor: Dr. Christian Frommert


Josef Neuhaus

1923
geboren in Essen; 1999 gestorben in Neuss.
1945–1950
Studium der Bildhauerei an der Kunstakademie in Düsseldorf.
1956
Umzug in die Gnadenthaler Mühle an der Erft, in der er zeit seines Lebens wohnte und arbeitete. Seit dem Ende seines Studiums war er als freischaffender Bildhauer tätig. Er erhielt in Neuss zahlreiche Aufträge für Skulpturen im öffentlichen Raum.
 
Ausstellungen
1974
Kunsthalle Düsseldorf.
1980
Wilhelm-Lehmbruck-Museum, Duisburg.
1981
Städtisches Museum Schloss Morsbroich, Leverkusen.
1985
Neue Galerie – Sammlung Ludwig, Aachen.
1988
Clemens-Sels-Museum, Neuss.
1992
Museum Folkwang, Essen.
1994
Museum für Konkrete Kunst, Ingolstadt.

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Ort
Neuss
Neuss, Platz an der Pfarrkirche St. Martinus, Martinstraße
Künstler
Josef Neuhaus
Jahr
1964
Maße
Höhe 2,20 m; Breite 0,90 m; Tiefe 1,00 m
Material
Kalkstein
Objektart
Statuen
#nrwskulptur