Die Weltkarten

Bei Tageslicht werden „Die Weltkarten“ von Norbert Radermacher weitgehend unbemerkt bleiben und auch nachts, wenn sie beleuchtet sind, bedürfen sie eines aufmerksamen Beobachters, um überhaupt entdeckt zu werden. Das Werk entstand 1991 in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Bochum und wurde der Stadt geschenkt. Auf zwei sich gegenüberliegenden Feldern an der stählernen Unterkonstruktion der Brücke brachte der Künstler zwei Zeichnungen der Weltkarte an. Helle Flächen bezeichnen die Kontinente, während der schwarze Untergrund die Ozeane darstellt.
Eine der Karten zeigt die Welt so, wie wir es gewohnt sind: Europa liegt etwa im Zentrum der Darstellung, die übrigen Kontinente schließen sich nach den Seiten an. Die zweite Karte rückt den Pazifischen Ozean und Ostasien in den Mittelpunkt, so dass Europa sich hier ganz am Rand der Karte befindet. Hier offenbaren die plötzlich auftretenden Orientierungsschwierigkeiten, wie eurozentrisch wir die Welt normalerweise wahrnehmen. Beleuchtet werden die beiden gegenüberliegenden Darstellungen von einer nach oben verlängerten Straßenlaterne, die bis in die Konstruktion der Eisenbahnbrücke hineinragt und den Blick des Betrachters nach oben auf diese ungewöhnliche Situation lenkt.
Die Installation drängt sich den Passanten nicht auf, sie können vorbeigehen, ohne das Kunstwerk wahrzunehmen. Diejenigen jedoch, die es bemerken, entdecken nicht nur die Welt in Form zweier Landkarten, sondern erfahren auch Neues über ihre eigene Weltwahrnehmung.

Literaturhinweis:
Public Art Ruhr. Die Metropole Ruhr und die Kunst im öffentlichen Raum. Hg. von Walter Smerling und Ferdinand Ullrich im Auftrag der RuhrKunstMuseen, Köln 2012, ISBN 978-3-8632-134-0, S. 144–145.


Norbert Radermacher

1953
geboren in Aachen; lebt und arbeitet in Berlin.
1973–1979
Studium an der Kunstakademie Düsseldorf.
1979
Stipendium der Ernst-Forberg-Stiftung.
1980
Auslandsstipendium des Deutsch-Französischen Jugendwerks in Paris.Beginn der situationsbezogenen Skulpturen im Stadtraum.
1983
Atelier im Künstlerhaus Bethanien, Berlin.
1985
Katalogförderung der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung;Arbeitsstipendium des Kunstfonds e. V.; Vordemberge-Gildewart Stipendium.
1988
Werkstatt-Stipendium, Philip Morris; Arbeitsstipendium des Berliner Senats.
1989
RENTA-Preis, Nürnberg; August-Seeling-Preis, Duisburg.
1990
Villa-Romana-Preis, Florenz
1991
Gastprofessur an der Akademie der Bildenden Künste, München.
1992
Professur an der Universität Kassel
2004–2010
Präsident des Internationalen Künstler Gremiums (IKG).

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Ort
Bochum
Bochum, Eisenbahnbrücke Bergstraße/Nordring
Künstler
Norbert Radermacher
Jahr
1991
Maße
zweiteilig, je ca. 80 x 160 cm
Material
Zeichnung im Stahlträger, Lack, Straßenlaterne
Objektart
Lichtinstallationen
Kunst im öffentlichen Raum NRW