Ein neuer erfolgreicher Tag







Nicht nur die Figur selbst, ein Geschäftsmann, der einen ausgelassenen Handstand vollführt, aber zuvor seinen Aktenkoffer sorgfältig abstellte, sondern ebenso Standort und Art der Aufstellung, zeugen von hintersinniger Ironie. Auf der Elberfelder Fußgängerzone, im Umfeld des Finanzamtes sowie mehrerer Banken, der Kasinostraße zugewandt, fand die Skulptur auf einem wuchtigen Sockel ihren Platz gerade zu der Zeit, als die neue Finanzkrise Politik und Wirtschaft in Angst und Schrecken versetzte. Unbeeindruckt davon verkündet ein standardisiertes Metallschild den Titel der Skulptur: „Ein neuer erfolgreicher Tag“. Weitere Aspekte pointieren die Absurdität der Darstellung. Der Sockel hätte in seinen Dimensionen auch für das Denkmal einer historischen Berühmtheit ausgereicht, deren Rolle als Vorbild oder Staatsmann nun von einem anonymen Banker übernommen wird. Umgeben ist dieser Sockel von einer postkartenförmigen Rabatte mit Betonkante, die selbst die angepflanzten roten Rosen künstlich wirken lässt. Sie ist schmal genug, um den Sockel unförmig wirken zu lassen, aber breit genug, um den Betrachter auf Distanz zu halten. Carmen Klement schrieb 2008 im Jahresbericht des Von der Heydt-Museums und des Kunst- und Museumsvereins Wuppertal für diese Arbeit zutreffend: „Charakteristisch für Bijls Werk ist sein konzeptuelles Spiel mit Kontext- und Bedeutungsverschiebungen bis zur Absurdität. Er greift eine städtische Situation auf, betrachtet sie als Bedeutungsfeld und fügt ihr etwas sehr Verwandtes, Vertrautes und witzig Entlarvendes hinzu.“ “ „Mein Werk ist kritisch. Ich verspotte die Institutionen, unsere Zivilisation, unsere Gewohnheiten“ sagte der Künstler in einem Gespräch mit Hans Theys 1998. Seine Werke, so fügte er hinzu, seien eine „Hommage an die Kunst oder den denkenden Menschen“.
Guillaume Bijl
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Herzogstraße 44 / Kasinostraße 17, 42103 Wuppertal (Elberfeld)