Endlosschleife






Das Kunstwerk war ursprünglich für das Gewerbegebiet Taubental gedacht. Nach eingehender Diskussion zwischen dem Künstler, der Stadt und der Firma Management Parc aus Düsseldorf nahm die Stadt die Plastik im Jahre 1996 als Geschenk an und installierte sie im Juli 1997 als „Stadteingangszeichen“ an der Südbrücke (Stresemannallee), wo auch die Fotos aufgenommen wurden. Seit Oktober 2020 hat sie nun einen neuen Standort im Stadtgarten in ummittelbarer Nachbarschaft des Clemens-Sels-Museums gefunden. Dies ist der Standort, den sich Neuhaus ursprünglich gewünscht hatte.
Die sechs Meter hohe Edelstahlskulptur trägt den Namen „Endlosschleife“ zu Recht, denn die Stahlbögen scheinen in einer endlosen Bewegung begriffen zu sein. Und doch wirkt die Plastik statisch und wie ein abstraktes und monumentales Symbol des Unveränderlichen.
Nur das Spiel des Lichts auf der Oberfläche des Stahls stellt eine Beziehung zur Umgebung her. Da die Form der Plastik ansonsten keine Ähnlichkeit mit natürlichen Erscheinungen besitzt, erscheint sie als ein Kunstobjekt, an dem es nichts zu enträtseln gibt.
Vielmehr ist die „Endlosschleife“ – wie viele andere Objekte von Josef Neuhaus – das Ergebnis rational kalkulierter und formaler Überlegungen, die in der Konstruktion der Plastik ihren Abschluss finden. Dabei verschließen sich Form und Idee jedem äußeren Einfluss, das Werk ruht nur „in sich“ und behauptet sich damit als autonomes Kunstwerk gegenüber seiner Umwelt.
Titel und Form der „Endlosschleife“ sind durch die Werkgruppe „Unendliche Schleife“ des Schweizer Künstlers, Designers und Architekten Max Bill (1908–1994) inspiriert, mit der er sich seit etwa 1935 mit der künstlerischen Umsetzung des Prinzips des „Möbiusbandes“ beschäftigte: Das Band als unendliche Schleife besitzt nur eine einzige Linie als Rand und weder Vorder- noch Rückseite, also nur eine einzige Oberfläche.
Auch der Begriff der „Konkreten Kunst“, den Josef Neuhaus verwendete, wurde von Max Bill in seiner Einleitung zum Katalog der Ausstellung „Zürcher konkrete Kunst“ formuliert: „Das ziel der konkreten kunst ist es, gegenstände für den geistigen gebrauch zu entwickeln, ähnlich wie der mensch sich gegenstände schafft für den materiellen gebrauch. […] konkrete kunst ist in ihrer letzten konsequenz der reine ausdruck von harmonischem maß und gesetz, sie ordnet systeme und gibt mit künstlerischen mitteln diesen ordnungen das leben.“
Damit grenzt sich die Konkrete Kunst durch ihr wissenschaftliches Denken, das sich in der Erforschung geometrischer Gesetzmäßigkeiten manifestiert, vom Konstruktivismus und der Abstrakten Kunst ab.
In der Kunst von Josef Neuhaus sah Max Bill die Prinzipien der Konkreten Kunst besonders deutlich und kreativ umgesetzt, was ihn schließlich zu dem Gedicht „für josef neuhaus“ veranlasste:
sie sind fest
sie sind kühl
sie sind scharf
sie sind weiß
könnten sie bunt sein
könnten sie schwarz sein
könnten sie klein sein
könnten sie weich sein
sichtbar ist die hülle
sichtbar ist die leere
sichtbar ist das zwischen
sichtbar ist die masse
fühlbar ist die grenze
fühlbar ist der zustand
fühlbar ist der körper
fühlbar ist das leere
das leere sind die schlitze
das leere ist die durchsicht
das leere ist im innern
das leere ist rundherum
das leere ist der zugang zum geheimnis
dass massive birgt das unbekannte
das sichtbare ist die äussere beziehung
das innere wird gefüllt vom empfinden
so werden die magischen blöcke und gitter
zu gefässen
zu verpuppungen
von gedanken die darin wachsen und
daraus entschweben
Quelle: „Skulpturen in Neuss“ – Autor: Dr. Christian Frommert
Josef Neuhaus
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Stadtgarten, Nähe Clemens-Sels-Museum, 41460 Neuss
