Fluchtung mit Dolomit-Mauern/Stele/Steinhaus (Tempel)
Ulrich Rückriem schuf für das Gelände des Opernhauses der Stadt Essen, das nach einem Entwurf von Alvar Aalto entstand, ein Werk, das aus einem mehrteiligen Skultpurenensemble besteht. Hier wird die Arbeitsweise Rückriems ablesbar, seine „Grundhaltung zum Arbeitsprozess der Teilung, Veränderung und Ergänzung von Volumen“(Dierk Stemmler im Katalog Düsseldorf, 1987, S. 246).
Immer ist das Material, der Stein, Ausgangspunkt der künstlerischen Arbeit Rückriems, so auch bei der dem Eingangsbereich zum Opernhaus markierenden Granitstele, sowie dem Trapez aus Dolomitblöcken, das den Blick auf das Opernhaus lenkt.
Die Stele ist das Ergebnis der Teilung eines aus dem Steinbruch versetzten Monolithen. Die daraus entstandenen fünf Teilstücke ergeben lose aufeinander gestellt und durch ihr Eigengewicht gesichert ein sieben Meter aufragendes Monument. Auf einer Basis, die den Maßen des Kapitells entspricht, lagert der größte Teilabschnitt der Stele. Der darüber liegende Teil ist halb so hoch und trägt entsprechend der eigenen Teilung zwei gleich große Blöcke, einer davon bildet den Abschluss als Kapitell. Die Basis ist bis auf die obere Abschlusskante in den Boden eingelassen. Die Bearbeitungsprozesse des Spaltens, Meißelns, Schneidens oder Brechens bleiben an der Skulptur erkennbar.
Die anschließenden etwa zweihundert Meter langen Steinreihungen entsprechen der Teilung und Versetzung einer im Steinbruch vorgefundenen zusammenhängenden Gesteinsformation und bestimmen nun das Gelände des Parks, der das Opernhaus umgibt. Die Dolomitmauern aus Anröchte bestehen aus einer Folge von in Braun-, Blau- und Grüntönen oszillierenden Steinquadern, deren Höhenmaße zwischen einem und zwei Metern schwanken.
Die Steinmauern begleiten den Fußweg vorbei am Aaltotheater zum Stadtgarten. Auf einer Geländeerhöhung hinter dem Theater hat Rückriem eine weitere Skulptur positioniert, die in einer Blickachse zur Stele steht: Das Steinhaus besteht aus einem zweimal horizontal und mehrfach vertikal gespaltenen Granitblock. Diesem geteilten Block wurden innere Teilstücke entnommen, so dass er an eine architektonische Grundform erinnert.
Sowohl das Steinhaus als auch die Stele sind Variationen der Auseinandersetzung Rückriems mit dem Stein. Es handelt sich um Einzelstücke, die dennoch in einem Bedeutungszusammenhang zueinander stehen.
Literaturhinweise:
Kersting, Hannelore: Zu den Skulpturen. Über die Arbeiten des Bildhauers Ulrich Rückriem. In: Gemeinnützige Theater-Baugesellschaft Essen mbH (Hrsg.): Aalto-Theater Essen. Dokumentation. Red. Winfried Knierim, Essen 1989, S. 60–64. (Gekürzte Fassung aus dem Ausstellungskatalog: Ulrich Rückriem, Skulpturen. Städtische Galerie im Städel, Frankfurt am Main 1984.)
Hohmeyer, Jürgen: Ulrich Rückriem. München 1988.
Kersting, Hannelore: Texte über Ulrich Rückriem 1964–1987. Anlässlich der Ausstellung „Ulrich Rückriem – Skulpturen“ (Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen Düsseldorf, Kölnischer Kunstverein, Städtisches Museum Abteiberg Mönchengladbach), Düsseldorf, 1987.
Rückriem, Ulrich: Arbeiten. Stuttgart 1994.
Ulrich Rückriem
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Essen, Huyssenallee/Rolandstraße: Eingangsbereich Aalto-Theater und Rückfront des Opernhauses zum Stadtgarten