Garten der Erinnerung

Ein etwa drei Hektar großes Areal, das früher industriell genutzt wurde, erfuhr im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) Emscher Park 1989 bis 1999 eine Neugestaltung durch den israelischen Künstler Dani Karavan als „Garten der Erinnerung“. Der Park wurde in den Jahren 1996 bis 1999 vornehmlich aus den Resten der Vorgängerbauten errichtet und ist das bislang umfangreichste Werk des international tätigen Künstlers in Deutschland. In seiner Skulptur, Installation und Landschaftsgestaltung vereinenden Arbeitsweise, die mit dem Begriff „environmental art“ am ehesten gefasst werden kann, geht er immer von der Geschichte des jeweiligen Ortes aus, die er für den Menschen erfahrbar, aber auch nutzbar macht.
Im „Garten der Erinnerung“ wurden Überreste der ehemaligen Bebauung (unter anderem Spar-Zentrale, Allgemeine Land- und Seetransport AG, Hermann Ludwig) stehen gelassen, um sie als Veranstaltungsorte oder Aussichtstürme zu nutzen. Die Grundrisslinien der abgerissenen Gebäude wurden zu weißen Betonbändern umgestaltet, die den Park strukturieren und auch als Sitzbänke genutzt werden können. Der zentrale Weg durch den Park wurde mit Trümmerschutt mosaikartig gepflastert. An anderer Stelle ist der Schutt zu einem Hügel aufgeschichtet oder zu einem Steingarten zusammengefügt worden. Auch die Bepflanzung bezieht sich auf die Gebäudereste oder die Historie des Ortes. Die Funktion des Innenhafens als bedeutender Getreide-Umschlagplatz („Brotkorb des Ruhrgebietes“) wird durch die Anlage von Getreide- und Sonnenblumenfeldern und einer Waage mitten im Park symbolisiert.
Ein wichtiges Anliegen bei der Gestaltung des Geländes war die Transformation der historischen Gegebenheiten zu einer heutigen Nutzung in Kultur und Freizeit. So können im Ludwig-Turm Kunstaktionen stattfinden, die Plattform einer Lagerhalle eignet sich für Tanz und Musik oder andere Veranstaltungen unter freiem Himmel. Wichtig ist auch die Öffnung der Anlage zum Wasser hin und zur umgebenden Bebauung mit  dem Haus des Gewerkschaftsbundes (Kardinal-Galen-Straße), dem Druckereigebäude der ehemaligen lithographischen Anstalt Steinkamp, dem Jüdischen Gemeindezentrum (Ecke Springwall) sowie der mittelalterlichen Stadtmauer Duisburgs mit dem Koblenzer Tor. Nachts wird der Park durch die Installation der Lichtplaner Belzner und Hofmann illuminiert.

Weitere Informationen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Garten_der_Erinnerung
http://www.route-industriekultur.de/themenrouten/01-duisburg-stadt-und-hafen/garten-der-erinnerung.html
http://www.eghn.org/etcg-erinnerung-garten.html

Literaturhinweis:
Ferdinand Ullrich und Walter Smerling (Hg.): Public Art Ruhr. Die Metropole Ruhr und die Kunst im öffentlichen Raum. Köln: Wienand Verlag, 2012, S. 78–79.


Dani Karavan

1930
geboren in Tel Aviv; 2021 gestorben in Tel Aviv.
seit 1960
Gestaltung von Bühnenbildern u. a. für die Martha Graham Dance Company.
1976
Teilnahme an der Biennale von Venedig.
1977
Israel-Preis.
1977/1987
Teilnahme an der Documenta 6 und 8 in Kassel.
1980
In Cergy-Pontoise bei Paris gestaltete Karavan die Axe Majeur, eine rund drei Kilometer lange, skulpturale Landschaftsachse.
1988/93
schuf Karavan die Außenskulptur „Straße der Menschenrechte“ als Kunst am Bau des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg.
1990
Gusseisenskulptur „Tzaphon“ für den Vorplatz des Landtags Nordrhein-Westfalens in Düsseldorf.
1990/1994
schuf Karavan im katalanischen Ort Portbou das Denkmal „Passagen“ für Walter Benjamin.
1994
gestaltete er im Auftrag des französischen Staats in Gurs ein Mémorial national (Nationale Gedenkstätte).
1996
Kaiserring – Kunstpreis der Stadt Goslar.
1996–2000
„Weg des Friedens“ zwischen Israel und Ägypten.
1997
Orden „Pour le mérite“ für Wissenschaft und Künste.
1998
Praemium Imperiale (Japan).
2004
Piepenbrock Preis für Skulptur.
2005
Fertigstellung der Arbeit „Misrach“ auf dem Neupfarrplatz in Regensburg.
2012
Einweihung des Mahnmals für die von den Nationalsozialisten ermordeten Roma und Sinti in Berlin.
2018
Ehrenbürger der Stadt Nürnberg.

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Ort
Duisburg
Duisburg, Philosophenweg
Künstler
Dani Karavan
Jahr
1996
Maße
300 x 180 m
Material
Landschaftsgestaltung
Objektart
Platzgestaltungen
Kunst im öffentlichen Raum NRW