Here Comes the Rain Again







Für ihr mehrteiliges Projekt wählte das Künstlerduo einen Abschnitt der Seseke aus, der gerade renaturiert wurde. Das Flussbett wurde in künstlicher Natürlichkeit neu gegraben, die Ufer und der benachbarte Radweg angelegt. Hier nun legten die Künstler mehrere kleine Baustellen zusätzlich an, an denen jeweils ein Haus im Maßstab 1:10 errichtet wurde. Es handelt sich um „Traumhäuser“ verschiedener Stilrichtungen des 20. Jahrhunderts, subjektiv ausgewählte, aber durchweg repräsentative Bauten der Villen- oder Einfamilienhaus-Architektur.
Im Einzelnen handelt es sich um ein Meisterhaus nach Walter Gropius (1926, Dessau) im Bauhausstil, ein Modell des Farnsworth House von Mies van der Rohe (1951, Illinois) im Stil der amerikanischen Nachkriegsmoderne und ein Einfamilienhaus aus dem aktuellen Fertighausprogramm der Firma Weberhaus.
Von diesen Bauten wurden in Betonguss mit Stahl- und Glaselementen Modelle errichtet, die in ihrer Gesamtanlage und ihrem Standort das Ideal vom privilegierten Wohnen am Wasser verkörpern. Aufgrund der Verschiebung der Maßstäbe erscheint das schmale Gewässer als breiter Fluss, an dessen Ufer die Wohnhäuser so erbaut sind, dass reichlich Abstand voneinander bleibt und großzügige Grünanlagen die Architektur umgeben. Trotzdem bleibt die Fragilität der idealen Wohnstätten deutlich erkennbar: Die Häuser sind klein und blendend weiß, der im Titel der Arbeit angedeutete Regenguss oder ein Hochwasser der Seseke wird ihr makelloses Erscheinungsbild beeinträchtigen.
So stellt die mehrteilige Skulptur nicht nur unsere Idealvorstellungen vom Wohnen leicht ironisch verfremdet dar, sondern sie beinhaltet auch einen Hinweis auf die Gefährdung solcher Ideale angesichts drohender Naturkatastrophen im Zeichen des Klimawandels.
Verweis:
http://www.martinkaltwasser.de/here-comes-the-rain-again
Folke Köbberling
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Kamen, Ufer der Seseke, an der Heerener Straße
