Kirschensäule





Herrscher, Erfinder, Dichter und Denker sind es, denen ähnliche Denkmale gesetzt werden – in Münster auch der traditionelle „Kiepenkerl“. Hier aber befindet sich ein Paar leuchtend roter Kirschen auf einer seltsam unproportioniert erscheinenden Sandsteinsäule.
Der Beitrag von Thomas Schütte zu den Skulptur-Projekten 1987 spielt mit dem überkommenen Denkmalbegriff und mit den örtlichen Gegebenheiten. Er wählt für seine Säule mit dem Baumberger Sandstein ein Material, das sowohl die architektonische Tradition als auch den historisierenden Wiederaufbau Münsters geprägt hat.
Der Standort ist zwar ein innerstädtischer Platz, wie für ein Denkmal üblich, jedoch einer der eher unstrukturierten Orte, Parkplatz und Stellfläche für Abfallcontainer, wie ein Hinterhof der hochglanzpolierten Einkaufsstraßen anmutend.
Anstelle der erwarteten verehrungswürdigen Persönlichkeit befinden sich auf der Säule zwei Kirschen, überdimensional, rund, prall und dekorativ wie Pop-Art. Erwartungshaltungen gegenüber Kunst im öffentlichen Raum werden von der „Kirschensäule“ also gleich in mehrfacher Hinsicht vordergründig zwar aufgegriffen, tatsächlich aber ironisch gebrochen und augenzwinkernd kommentiert.
Literaturhinweis: Skulptur-Projekte 1987 in Münster, hg. von Klaus Bußmann und Kasper König, Köln 1987, S. 237–240.
Weitere Informationen: https://www.skulptur-projekte-archiv.de
Thomas Schütte
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Münster, Harsewinkelplatz
