Lebensgröße II

Ein sehr inniges, ja intimes Verhältnis ging der Bildhauer Heinz Breloh zu seinen Skulpturen ein. Nicht nur mit den Händen, sondern mit seinem ganzen Körper formte und bearbeitete er das Material seiner Arbeiten. Insbesondere die Werkgruppe „Lebensgröße“ legt davon Zeugnis ab. Manfred Schneckenburger beschreibt den Entstehungsprozess: „In einer festgelegten Choreografie umschreitet, umtanzt der Künstler die weiche Gipsmasse. Er wirft sich mit dem ganzen Körper – Beinen, Hüften, Brust, Rücken, Kopf – dagegen, umfängt den Klotz mit den Armen, durchstößt ihn mit Knien und Beinen, fährt mit dem Kopf hin und her und schleift so einen waagerechten oberen Abschluss aus. Er presst, dreht, windet sich nach einem genau bemessenen Programm an, in und gegen den Block, durchpflügt den Gips nach innen, ertastet und umspannt ihn von außen. Er zieht seine Körperbahn, bis das Material hart und widerständig geworden ist. Die fertige Skulptur hält die Körperform als negatives Volumen fest. Sie ist (im klassischen Sinn von Erinnerung) ein Monument der Körperspur.“(1) Der Künstler selbst ergänzte: „Das ist eigentlich so eine Vorstellung, dass die Plastik ein Gegenüber ist, wie es enger nicht vorstellbar ist. Die Arbeit ist dann fertig, wenn zwischen der Arbeit und mir keine Distanz mehr ist.“
Die Skulptur „Lebensgröße II“ wurde nach der Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes als Dauerleihgabe von Krimhild Becker, der Witwe des 2001 verstorbenen Künstlers, in dessen Geburtsstadt aufgestellt und ist umgeben vom „Kulturpfad“ zur Stadtgeschichte.

(1) Manfred Schneckenburger: Körperhandlungen wider die Apparatenwelt, in: Skulptur als Körperspur – Heinz Breloh; erschienen anlässlich der Ausstellungsreihe „Heinz Breloh – Skulptur als Körperspur“ in Bayreuth/Neumünster/Magdeburg/Hilden/Hasselbach 2008–2009, S. 17.

https://www.wz.de/nrw/kreis-mettmann/langenfeld-und-monheim/hilden-ein-breloh-in-lebensgroesse_aid-31046581


Heinz Breloh

1940
geboren in Hilden; 2001 gestorben in Köln.
1961-1963
Studium an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg.
1964-1968
Studium bei Fritz Wotruba in Wien. Über die Auseinandersetzung mit Videokunst, Performance und Installation kam er zur Skulptur zurück.
1969-1977
Kunsterzieher an weiterführenden Schulen in Hamburg und Köln.
1971
Mitbegründer Zeitschrift „nummer“ und des Ausstellungsforums „depot“ in Köln.
1980-1981
Stipendium der Stadt Köln, P.S.1, New York.
1982
Stipendium des Landes NRW, Cité des Arts, Paris.
1982-1983
Gastprofessur an der Kunstakademie Düsseldorf.
1987
Gastprofessur an der École-des-Beaux-Arts, Nîmes.
1989
(Zusammen mit Beate Terfloth) Kunstpreis des Deutschen Künstlerbundes.
1993-1994
Gastdozent an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.
1996-1998
Gastdozent an der Kunstakademie Münster.

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Ort
Hilden
Bahnhofsalle, Bahnhofsvorplatz, 40721 Hilden
Künstler
Heinz Breloh
Jahr
1985 (im Werkverzeichnis 1994)
Maße
ohne Angabe
Material
Bronze
Objektart
Skulptur