L’ombra del bronzo

Giuseppe Penone installierte die Arbeit „L’ombra del bronzo“ („Der Schatten der Bronze“) aus Anlass seiner Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve nach eingehender Auseinandersetzung mit den historischen und topographischen Gegebenheiten. Es handelt sich um einen in Bronze gegossenen, verblüffend realistisch wirkenden Zedernstamm von 16 Metern Höhe, dessen Äste abgesägt sind. In einer schmalen, türähnlichen Öffnung im Stamm direkt über der Grasnarbe wächst ein kleiner immergrüner Baum, ein Ilex. Der tote, seiner Äste beraubte Stamm aus Bronze bietet mithin Raum und stiftet Schatten für die junge, sich gerade entfaltende Pflanze. In dem Stück, das aus dem ursprünglichen Zedernstamm herausgeschnitten wurde, um die besagte Öffnung zu schaffen, hat Penone das Herzstück des Baumes, den jungen und zarten Schößling, freigelegt. Dieses Element, ebenfalls in Bronze gegossen, ist dem großen Stamm zur Seite und dem frischen Ilex als Entsprechung gegenüber gestellt.
„L’ombra del bronzo“ ist in hohem Maße charakteristisch für das Werk Giuseppe Penones. Eindringlich bringt die Skulptur die geschichtliche Bedeutung der Klever Gärten zur Geltung. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts, als Johann Moritz von Nassau-Siegen seinen zukunftweisenden Barockpark anlegte, sind die Klever Gärten ein Ort des Zwiegesprächs zwischen Natur und Kunst. Penones Arbeit im Forstgarten führt dieses Zwiegespräch aus einer zeitgenössischen Perspektive fort. Wenn Stephan Balkenhols 2004 eingeweihter „Neuer Eiserner Mann“ sich dem barocken Teil der Parkanlage einfügt und seinen spezifischen Charakter unterstreicht, dann steht „L’ombra del bronzo“ im Einklang mit dem als botanische Sammlung angelegten Forstgarten und bringt dessen besonderen Qualitäten auf neue und überraschende Weise zur Geltung. Wie der „Neue Eiserne Mann“ die Epoche des Barock in Erinnerung ruft, so versinnbildlicht Penones Skulptur die Prozesse von Wachstum und Beschattung im Landschaftsgarten des 19. Jahrhunderts. Auf je einzigartige Weise greifen die beiden Arbeiten Impulse der Geschichte auf und verlängern sie in die Gegenwart – ganz im Sinn des Begründers der Klever Gärten, Johann Moritz von Nassau-Siegen.
Der Erwerb wurde ermöglicht durch das großzügige Engagement zahlreicher Mitglieder des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e. V., des Landes NRW, der Kunststiftung NRW, der Stadt Kleve, der Sparkasse Kleve sowie der Volksbank Kleverland.
(Text: Dr. Roland Mönig, Aus der Sammlung. Giuseppe Penone, L’ombra del bronzo / Der Schatten der Bronze, 2002, Forstgarten Kleve, aus: Museums Reporter Nr. 10. Aktuelles vom Freundeskreis aus dem Museum Kurhaus und dem B. C. Koekkoek-Haus Kleve, hrsg. vom Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e. V., Kleve 2007, S. 3)


Giuseppe Penone

1947
geboren in Garessio, Italien; lebt und arbeitet in Turin.
 
Studium an der Accademia Albertina di Belle Arti, Turin.
ab 1968
Ausstellungen.
1972
Teilnahme an der documenta 5.
1982
Teilnahme an der documenta 7.
1987
Teilnahme an der documenta 8.
1989
Verleihung des Turner Prize in London.
2012
Teilnahme an der documenta 13 in Kassel.
 
Giuseppe Penone gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der Arte Povera. Seine Motive und Materialien entstammen zumeist der Natur.

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Ort
Kleve
Kleve, Forstgarten (gegenüber dem Museum Kurhaus Kleve)
Künstler
Giuseppe Penone
Jahr
2002
Maße
Höhe 1.600 cm, Durchmesser 30 cm
Material
Bronze (zwei Teile), Ilex
#nrwskulptur