Ma´alot
Als begehbare Skulptur zwischen Rhein, Museum Ludwig und Dom konzipierte Dani Karavan sein Werk, das als Gesamtkunstwerk aus verschiedenen Elementen besteht. Der Titel „Ma´alot“ ist ein hebräisches Wort, das sich auf die Psalmen 120–134, die „Stufenlieder” bezieht. In Jerusalem werden diese Psalmen traditionell gesungen, wenn die Priester mit den Wasserkrügen von der Quelle her die Stufen zum Tempel hinaufsteigen. Das Motiv des stufenweisen Aufsteigens findet sich mehrfach in dem Kunstwerk wieder, denn es bezieht zum einen die Stufen ein, die vom Rhein zu dem in konzentrischen Kreisen gestalteten Platz hinaufführen. Zum anderen ist ein stufenförmig angelegter Turm zentrales Element des Ensembles. Aus abwechselnd schwarzen und weißen Blöcken aufgeschichtet erinnert er ebenso an einen Thron wie an einen Wachturm und bildet als Senkrechte ein Gegengewicht zur vorwiegend horizontalen Gestaltung des Platzes.
Als „Environment aus Granit, Gußeisen, Ziegelsteinen, Eisen und Schienen, Gras und Bäumen” bezeichnet der Künstler selbst sein Werk, zu dem die Gestaltung des Platzes, der gleichzeitig das Dach der darunter liegenden Philharmonie bildet, die Skulptur des Turms, die Anordnung der Stufen und die Anpflanzung von sechs Akazien und neun Ahornbäumen gehört. Weitere Elemente sind zwei Eisenbahnschienen, die sich durch die Anlage schneiden und die harmonische Gesamtanlage kontrastieren. Eine Schiene deutet vom Dom in Westen nach Deuz im Osten und verläuft so parallel zu den Schienen der Hohenzollernbrücke auf die turmähnliche Skulptur zu. Die zweite Schiene läuft die Stufen vom Rhein aus hinauf und zerschneidet die konzentrischen Kreise der Platzanlage.
Das Gesamtkunstwerk, das vielfach als Holocaust-Mahnmahl interpretiert wurde, gibt keine konkrete inhaltliche Deutung vor. „Das Kunstwerk (…) hat nicht die Aufgabe, eine bestimmte Geschichte zu erzählen oder bestimmte Zusammenhänge zu bebildern. Es kann nur Widerhall hervorrufen und Assoziationen (…) evozieren“, erläuterte der Künstler selbst. Er lässt dem Betrachter selbst die Wahl, Materialien, Elemente und den Titel in einen Sinnzusammenhang zu bringen und die Stimmung des Gesamtkunstwerkes zu empfinden.
Der Platz steht immer wieder im Zentrum vielfältiger Diskussionen innerhalb der Stadt Köln, vor allem weil der Schallschutz zur Philharmonie nicht ausreicht und er deshalb jedes Mal, wenn ein Konzert in dem Gebäude stattfindet, durch Wachmänner abgesperrt werden muss. Diese Maßnahme ist einerseits kostenintensiv und führt andererseits auch zu unvorhergesehenen Interpretationsansätzen in Hinblick auf das Gesamtkunstwerk.
Dani Karavan
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Köln, Heinrich-Böll-Platz