Mahnmal für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933–45

Zwei in der Fläche gegeneinander versetzte Keilformen, deren schräge obere Flächen sich zur Mitte absenken, die östliche, niedrigere mit glatt abgeschnittener Oberfläche, die höhere westliche mit gestuft versetzten Flächen. Fugen teilen die seitlichen Keilflächen in sieben gleichmäßig breite und schmalere Streifen. Die Fugen bilden auf den oberen Flächen ineinandergreifende, eckige U-, H- und Kreuzformen, die an der größeren Keilform dem stufenförmigen Versatz folgen.
Allgemein charakterisierte Bandau seine persönliche Beziehung zu der ihm gestellten Aufgabe in folgenden Worten:
„Meine Annäherung an dieses von Ihnen gestellte Thema ist von Zurückhaltung und Betroffenheit geprägt… Meines Erachtens kann es keine adäquate, ab-bildliche Darstellung dieser Katastrophe geben, die nicht gleichzeitig eine ästhetische Verharmlosung darstellte… Deshalb möchte ich eine von mir konzipierte, gegenstandslose Skulptur zur dauernden Mahnung an uns alle den Opfern der Gewaltherrschaft 1933–1945 widmen… Texttafeln, die in den Boden eingelassen sind, sollen auf den Anlass der Aufstellung dieser Skulptur verweisen… In meinem Entwurf distanziere ich mich bewusst vom Thema Denkmal im traditionellen Sinne. Auf eine Aufsockelung sowie eine pathetische Darstellung verzichte ich.“
Die Inschriften auf den vier Bronzetafeln enthalten folgende Texte:
EUCH ALLEN; DIE IHR VORÜBERGEHT, / SAGE ICH: SCHAUT DOCH UND SEHT, / OB IRGENDEIN SCHMERZ IST WIE MEIN / SCHMERZ, DER MICH GETROFFEN HAT. / KLAGELIED 1;12.
SCHWUR DER ÜBERLEBENDEN DES / KONZENTRATIONSLAGERS BUCHENWALD AM 19. APRIL 1945: / WIR SCHWÖREN DESHALB VOR ALLER WELT AUF DIESEM APPELLPLATZ, AN / DIESER STÄTTE DES FASCHISTISCHEN / GRAUENS: WIR STELLEN DEN KAMPF / ERST EIN, WENN AUCH DER LETZTE / SCHULDIGE VOR DEN RICHTERN DER / VÖLKER STEHT. DIE VERNICHTUNG DES / NAZISMUS MIT SEINEN WURZELN IST / UNSERE LOSUNG. DER AUFBAU EINER / NEUEN WELT DES FRIEDENS UND DER / FREIHEIT IST UNSER ZIEL.
ES IST STEIN, KALTER STEIN. / SAXA LOQUUNTUR, STEINE KÖNNEN / SPRECHEN. ES KOMMT AUF DEN EINZELNEN, ES KOMMT AUF DICH / AN; DASS DU IHRE SPRACHE, / DASS DU DIESE IHRE BESONDERE / SPRACHE VERSTEHST, UM DEINET-/WILLEN, UM UNS ALLER WILLEN. / THEODOR HEUSS
DER GEGENSATZ VON LIEBE IST NICHT / HASS, DER GEGENSATZ VON HOFFNUNG / IST NICHT VERZWEIFLUNG / DER GEGEN-/SATZ VON GEISTIGER GESUNDHEIT UND / GESUNDEM MENSCHENVERSTAND IST / NICHT WAHNSINN, UND DER GEGENSATZ / VON ERINNERUNG HEISST NICHT VERGES- / SEN, SONDERN ES IST NICHTS ANDERES / ALS JEDESMAL DIE GLEICHGÜLTIGKEIT. / ELIE WIESEL


Joachim Bandau

1936
geboren in Köln; lebt und arbeitet in Aachen und Stäfa (CH).
1957–1960
Studium an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf.
ab 1962
plastische Werke.
1966
Mitbegründer der Künstlergruppe K 66.
1968
Förderpreis für Plastik, Köln.
1973
Industriestipendium des Kulturkreises des Bundesverbandes der deutschen Industrie.
1977
Teilnahme an der documenta 6 mit motorgetriebenen Stahlblechskulpturen auf Rädern, angefertigt während seines Stipendiums bei der Daimler-Benz AG in Sindelfingen.
1982–1986
Lehrauftrag für Bildhauerei an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen.
1986
Will-Grohmann-Preis der Berliner Akademie der Künste.
1988 - 2001
Professor für Bildhauerei an der Kunstakademie Münster.
1998
Toleranz-Preis der Stadt Osnabrück. Seine Plastik „Toleranz. Gleiches Gewicht – Gleichgewicht“ steht auf dem Vorplatz des Osnabrücker Theaters.
Quellen:

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Ort
Minden
Minden, Tonhallenstraße 3 (auf dem Theatervorplatz)
Künstler
Joachim Bandau
Jahr
1988
Maße
Länge ca. 20 m, Höhe max. ca. 180 cm
Material
Granit aus dem ehemaligen KZ Flossenbürg (geschnitten und geschliffen), vier Bronzetafeln
Objektart
Denk-/ Mahnmale
#nrwskulptur