Mahnmal für die Toten beider Weltkriege

Das „Mahnmal“ von Joseph Beuys ist eine der frühesten und größten Außenarbeiten des Künstlers und weiterhin eines der wenigen Werke, das in seinem ursprünglichen Kontext erhalten ist. Beuys schuf nicht nur das „Auferstehungssymbol“ im Inneren des Kirchturms, sondern auch das Portal. Er gestaltete die Gesamtinstallation selbst. Der um 1200 errichtete Turm ist als einziger Bauteil von der romanischen, dem Heiligen Mauritius geweihten Kirche erhalten geblieben, die im Jahr 1891 abgebrannt war. 1959 beschloss die Gemeinde Büderich die Umgestaltung des Turms zu einem Mahnmal für die Toten der Weltkriege. Sie beauftragte vier Künstler mit Entwürfen und entschied sich für den Vorschlag des damals noch unbekannten Meisterschülers von Ewald Mataré.
In seinem Atelier in Kleve schuf Joseph Beuys daraufhin ein Tor aus Eichenholz mit eisernen Beschlägen, die an archaische Symbole erinnern, aber auch an Waffen und andere Gerätschaften. In einen der Torflügel schnitzte er die Namen der 220 Büdericher Kriegstoten ein. Für das Innere des Turms gestaltete er das „Auferstehungssymbol“, das, mit Eisenstangen befestigt, nicht an der Stirnwand, sondern vor der linken Seitenwand hängt. Es handelt sich um eine abstrahierte Figur, die gleichzeitig als gekreuzigte, wie auch als zum Himmel auffahrende Gestalt gesehen werden kann. Der Kopf der Figur ist außerdem von einer Art Nimbus umgeben, was die Assoziationen an eine Christusdarstellung noch deutlicher macht.
In den Brustraum der Figur wurde eine große runde Eisenscheibe eingelassen, die mittels eines Stabes über den Kopf eine Verbindung zur ebenfalls eisernen Aufhängevorrichtung schafft. Der seinem Ursprung nach christliche Gedanke, dass über den Schmerz eine Verbindung zum universellen, transzendenten Raum geschaffen werden kann, ist auch im späteren Werk des Künstlers immer wieder anzutreffen.

Literaturhinweise:
Holger Brülls, Kein Kreuz: Das Büdericher Mahnmal für die Toten der Weltkriege von Joseph Beuys, Meerbusch 1995, ISBN 3-9804756-0-3
Margot Klütsch, Meerbuscher Kunstwege, Düsseldorf 2010, ISBN 978-3-89978-132-8


Joseph Beuys

1921
geboren in Krefeld; 1986 gestorben in Düsseldorf.
1927–1932
Volksschule, anschließend Gymnasium in Kleve.
1941
Freiwillige Meldung zur Luftwaffe im 2. Weltkrieg.
1944
Absturz bei einem Einsatz auf der Krim, bei dem Beuys verletzt wurde. Ende des Jahres erneuter Kriegseinsatz, diesmal an der Westfront.
1945
Kriegsgefangenschaft. Rückkehr nach Kleve, wo er sich der örtlichen Künstlergruppe anschloss.
1946
Immatrikulation an der Kunstakademie in Düsseldorf.
1951
Meisterschüler bei Ewald Mataré.
1953
Erste Einzelausstellung im Haus der Brüder Hans und Franz Joseph van der Grinten in Kranenburg (Niederrhein).
1954
Eigenes Atelier in Düsseldorf-Heerdt, das er bis Ende 1958 nutzen konnte.
1957
Umzug nach Kleve.
1961
Unter Beibehaltung seines Klever Ateliers am Tiergarten Umzug nach Düsseldorf. Professur an der Kunstakademie Düsseldorf.
1964
Teilnahme an der documenta 3 in Kassel.
1972
Seine fristlose Entlassung an der Kunstakademie Düsseldorf erregte großes Aufsehen. Teilnahme an der documenta 5.
1974
Gastprofessur an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. USA-Reise.
1976
Teilnahme an der Biennale von Venedig.
1977
Teilnahme an der documenta 6 in Kassel.
1979
Retrospektive im Guggenheim-Museum New York.
1982
Teilnahme an der documenta 7.
1986
Wilhelm-Lehmbruck-Preis der Stadt Duisburg.

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Ort
Meerbusch
Meerbusch-Büderich, Dorfstraße 50–52
Künstler
Joseph Beuys
Jahr
1959
Maße
Auferstehungssymbol: 200 x 300 cm, Tor: 300 x 300 cm
Material
Eichenholz, Eisen
Objektart
Denk-/ Mahnmale
#nrwskulptur