Meistdeutigkeit
In seiner Kunst erweist sich Olaf Metzel als Meister einer subtilen Ironie, die nicht selten auch als Provokation verstanden wurde und zu entsprechend heftigen Reaktionen führte. Auch seiner Skulptur „Meistdeutigkeit“, aufgestellt vor dem Haupteingang des 1992 eröffneten Plenarsaales des Architekten Günter Behnisch, ist eine solche Ebene nicht abzusprechen. Sie besteht aus einem hohen trichterförmigen Arrangement vorgefertigter Metallteile, wie sie für Fahrradständer verwendet werden. Diese Materialwahl irritiert an einem Ort, der eher für die An- und Abfahrt von repräsentativen Politikerautos geschaffen scheint. Möchte der Künstler auf alternative Fortbewegungsmittel hinweisen? Gibt er die nur noch kurze Dauer der Bonner Regierungsinstitutionen zu bedenken?
Bereits der Titel der Arbeit lässt den verschiedensten Interpretationsansätzen Raum die sich durch eine Betrachtung der Form noch erheblich erweitern lassen. So erinnert die Skulptur an eine Ikone des erweiterten Kunstbegriffs, nämlich an Marcel Duchamps Flaschentrockner, aber mit ihrem Behang loser Metallketten auch an einen abgenommenen Kronleuchter, der vielleicht das Ende eines auf Repräsentation ausgerichteten Politikstils verbildlichen könnte. So gibt die Skulptur den spielerischen Annäherungen von Seiten der Betrachter ebenso Raum, wie sie auch als ironischer Kommentar auf inhaltsleere Kunst- am-Bau-Dekorationen gesehen werden kann.
Olaf Metzel
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Bonn, Vor dem Internationalem Kongresszentrum, Platz der Vereinten Nationen 2