Monheimer Geysir

Der „Monheimer Geysir“ gehört sicherlich zu den populärsten, aber auch umstrittensten Werken, die in den letzten Jahren installiert wurden, wobei es stets weniger um den künstlerischen Inhalt, als vielmehr um die Rahmenbedingungen ging.
Thomas Stricker, der in seiner Arbeit vielfach die Wechselbeziehungen zwischen Natur und Kunst thematisiert, entwarf für den Standort auf einem Kreisverkehr am Rhein ein künstlich gestaltetes Biotop, das der rauen Natur Islands mit ihren Steinen, Moosen, heißen Quellen und Geysiren entnommen scheint. Auch der Ausbruch des „Geysirs“ mit seiner bis zu 12 Meter hohen Wasserfontäne erscheint zufällig, ist jedoch ebenfalls sorgfältig berechnet: Immer dann, wenn 64 Sonnenstunden gesammelt sind, Wind und Temperatur passen, erfolgt eine vierstündige Ausbruchsphase, die auf der Website der Stadt Monheim angekündigt wird.
Während dieser Ausbruchsphase regelt eine mobile Ampelanlage den Verkehr rund um den Geysir, um eine Gefährdung der Verkehrsteilnehmer auszuschließen. Diese vom Künstler intendierte paradoxe Situation reichte aus, um in einem Land, in dem der reibungslose Autoverkehr oberste Priorität genießt, gleichwohl aber mehrere hundert Kilometer Stau an der Tagesordnung sind, im Vorfeld einen Sturm der Entrüstung auszulösen. Auch wenn der „Geysir“ inzwischen große Popularität genießt und zu einem neuen Wahrzeichen der Stadt Monheim geworden ist, ist dieses hoch technisierte Stück Natur immer noch in der Lage, bestehende Abläufe und Wertigkeiten zu hinterfragen: „Außerdem tut der Geysir das, was man von Kunst gern erwartet, was aber von Werken im öffentlichen Raum selten eingelöst wird: Er stört. Er verlangt Geduld und Spontaneität. Er zwingt die Menschen – wenn auch nur alle paar Wochen -, ihn wahrzunehmen.“ monopol magazin online


Thomas Stricker

1962
geboren in St. Gallen; lebt und arbeitet in Düsseldorf.
1979–1983
Lehre als Elektronikmechaniker, St. Gallen.
1986–1993
Studium an der Kunstakademie Düsseldorf.
1991
Meisterschüler bei Professor Klaus Rinke.
1994
Arbeitsaufenthalt in der äußeren Mongolei.
1998
Gastlehrauftrag Kunstakademie Bergen (Norwegen).
2003
Arbeitsaufenthalt in Australien, Gastatelier am Sydney Collage of the Arts.
2007
Arbeitsaufenthalt in Etaneno, Museum im Busch, Namibia.
2010
Arbeitsaufenthalte in Namibia und Mexiko-City.
 
„Der Bildhauer Thomas Stricker setzt sich immer wieder mit Fragstellungen zu öffentlichem Raum und Landschaft auseinander. Seine Projekte gehen dabei weit über das traditionelle Skulpturenverständnis hinaus.  …Der Künstler arbeitet an einem Langzeitprojekt, in dem er bestrebt ist, die Möglichkeiten zeitgenössischer Skulptur auszuloten und mit Konzeptkunst, sozialer Plastik und Landschaftsarchitektur zu verbinden… Die einzelnen Arbeiten sind der Versuch, Antworten auf eine jeweils spezifische Frage zum gegenwärtigen Skulpturenbegriff zu finden. Die Natur in ihren vielfältigen Variationen ist ständig wiederkehrendes Thema seiner Projekte, die unter Verwendung unterschiedlicher Medien - Fotografie, Text, Video, Internet - entstehen. In seinen skulpturalen Werken gilt Strickers Vorliebe amorph-organisch geformten Objekten, die in aufwändigen Gussverfahren hergestellt werden. Sie scheinen direkt der Natur entsprungen zu sein, mehr der Sphäre des Geologischen oder Gewachsenen als des künstlich Gestalteten zugehörig.“ (Wolfgang Fehrer: Skulpturale Fragen – zum Werk von Thomas Stricker. In: anthos 2008)

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Ort
Monheim am Rhein
Kreisverkehr Krischerstraße/Kapellenstraße, 40789 Monheim
Künstler
Thomas Stricker
Jahr
2020
Maße
Höhe bis zu 12 m.
Material
Wasser, Moosgewächse, Findlinge, diverse Technik
Objektart
Kunst in Kreisverkehren