Monheimer Geysir
Der „Monheimer Geysir“ gehört sicherlich zu den populärsten, aber auch umstrittensten Werken, die in den letzten Jahren installiert wurden, wobei es stets weniger um den künstlerischen Inhalt, als vielmehr um die Rahmenbedingungen ging.
Thomas Stricker, der in seiner Arbeit vielfach die Wechselbeziehungen zwischen Natur und Kunst thematisiert, entwarf für den Standort auf einem Kreisverkehr am Rhein ein künstlich gestaltetes Biotop, das der rauen Natur Islands mit ihren Steinen, Moosen, heißen Quellen und Geysiren entnommen scheint. Auch der Ausbruch des „Geysirs“ mit seiner bis zu 12 Meter hohen Wasserfontäne erscheint zufällig, ist jedoch ebenfalls sorgfältig berechnet: Immer dann, wenn 64 Sonnenstunden gesammelt sind, Wind und Temperatur passen, erfolgt eine vierstündige Ausbruchsphase, die auf der Website der Stadt Monheim angekündigt wird.
Während dieser Ausbruchsphase regelt eine mobile Ampelanlage den Verkehr rund um den Geysir, um eine Gefährdung der Verkehrsteilnehmer auszuschließen. Diese vom Künstler intendierte paradoxe Situation reichte aus, um in einem Land, in dem der reibungslose Autoverkehr oberste Priorität genießt, gleichwohl aber mehrere hundert Kilometer Stau an der Tagesordnung sind, im Vorfeld einen Sturm der Entrüstung auszulösen. Auch wenn der „Geysir“ inzwischen große Popularität genießt und zu einem neuen Wahrzeichen der Stadt Monheim geworden ist, ist dieses hoch technisierte Stück Natur immer noch in der Lage, bestehende Abläufe und Wertigkeiten zu hinterfragen: „Außerdem tut der Geysir das, was man von Kunst gern erwartet, was aber von Werken im öffentlichen Raum selten eingelöst wird: Er stört. Er verlangt Geduld und Spontaneität. Er zwingt die Menschen – wenn auch nur alle paar Wochen -, ihn wahrzunehmen.“ monopol magazin online
Thomas Stricker
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Kreisverkehr Krischerstraße/Kapellenstraße, 40789 Monheim