Neuer Eiserner Mann

Am 18. Juni 2004 war es 400 Jahre her, dass der brandenburgische Statthalter Kleves, Prinz Johann Moritz von Nassau-Siegen, geboren wurde. Zahlreiche Aktivitäten begleiteten in diesem Jahr in Kleve die Vierhundertjahrfeier, die Mitte Juni mit einem internationalen Kongress, einer Ausstellung und einer großen brasilianischen Feier begangen worden sind. Der Höhepunkt der Feierlichkeiten war aber zweifelsohne die Aufstellung des „Neuen Eisernen Mannes“, der am Geburtstag des Statthalters am 18. Juni 2004 enthüllt worden ist.
Mit der Errichtung des „Neuen Eisernen Mannes“ ist ein Denkmal, das fast 150 Jahre lang das Wahrzeichen der Stadt Kleve war, mehr als 200 Jahre nach seiner Zerstörung in neuer Form wiederauferstanden. Am 22. Dezember 1653 wurde der ursprüngliche „Eiserne Mann“ in Form einer Säule auf einem Sockel, bekrönt von einer Figur in einer Rüstung, als Symbol des Gottes Mars in der Achse des Klever Amphitheaters aufgestellt. Sieben Jahre später, 1660, erhielt die Figur ein Gegenüber in Form einer marmornen Skulptur von Minerva, der Göttin der Künste und der Wissenschaften. Der „Eiserne Mann“ wurde 1794 beim Einmarsch der französischen Revolutionstruppen zerstört.
Der Bildhauer Stephan Balkenhol (…), der mit seinen figürlichen, meist aus Holz geschnitzten Skulpturen international bekannt geworden ist und zu den bedeutendsten deutschen Künstlern der jüngeren Generation zählt, hat einen Entwurf für den „Neuen Eisernen Mann“ gemacht, der sich eng an das Vorbild des 17. Jahrhunderts anlehnt, aber trotzdem zeitgemäß ist. Auf einer goldenen Kugel steht ein Mensch unserer Zeit, ein Mann, lässig gekleidet in schwarzer Hose und weißem Hemd. Er scheint in sich gekehrt die Welt um sich vergessen zu haben und blickt unbeteiligt vor sich hin. Der hohe Standpunkt berührt ihn nicht. Nähert sich der Betrachter der Figur, so fällt ihm auf einmal das Schwert in seiner Rechten auf. Das Attribut wirkt wie ein Anachronismus, der aus der Entstehungszeit des Gartens, dem Barock, auf uns zugekommen ist.
Bereits 2002 hat sich Stephan Balkenhol in einer Ausstellung im Museum der Bildenden Künste in Leipzig mit dem Thema von Minerva und Krieger auseinandergesetzt. Damals entstand eine Reihe von Skulpturen, in denen er das Thema Minerva / Pallas Athene und Mars / Krieger in seiner bildhauerischen Sprache umgesetzte. In mehreren Skulpturen behandelte der Künstler das Thema auf ironische Weise, zum Beispiel in der Skulptur einer nackten Minerva, bekleidet mit nichts als einem Helm. Ihr männliches Gegenüber ist immer eine Figur unserer Zeit, gekleidet in Hemd und Hose. Durch seine wechselnden Attribute, Helm, Lanze und Schwert, macht Balkenhol ihn zum Krieger und Mars und zum Partner der Minerva. Der Krieger aber ist nicht wirklich wehrhaft. Balkenhol gibt die historischen Attribute einem in seiner Alltagskleidung verletzlichen Mann von heute in die Hand, der offensichtlich nicht genau weiß, was er damit anfangen soll. So wird das Thema ironisiert und bagatellisiert.
Mit der Realisierung von Balkenhols „Neuem Eisernen Mann“ erhält das Klever Amphitheater einen neuen Mittelpunkt und werden die historischen Zusammenhänge wieder hergestellt.

(Dr. Roland Mönig, Pressemitteilung aus dem Jahr 2004, Museum Kurhaus Kleve)


Stephan Balkenhol

1957
geboren in Fritzlar/ Hessen; lebt in Karlsruhe und Meisenthal (F).
1976–1982
Studium an der Hochschule für bildende Künste Hamburg.
1983
Karl-Schmidt-Rottluff-Stipendium.
1986
Arbeitsstipendium der Freien und Hansestadt Hamburg.
1989
Förderpreis zum internationalen Preis des Landes Baden-Württemberg, Bremer Kunstpreis.
1991–1992
Lehrauftrag an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe.
seit 1992
Professur für Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe.

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Ort
Kleve
Kleve, Tiergartenstraße (im Barockgarten zwischen Kanal und Amphitheater, unweit des Museums Kurhaus Kleve)
Künstler
Stephan Balkenhol
Jahr
2004
Maße
Gesamthöhe 1.040 cm
Material
Sockel: Rötlich eingefärbter Beton; Säule: Grauer Gussstahl; Figur und Kugel: Bronze, bemalt bzw. vergoldet.
Objektart
Statuen
Kunst im öffentlichen Raum NRW