Passione per l´arte





Sandro Chia zählt neben Francesco Clemente, Enzo Cucchi und Mimmo Paladino zu den Hauptvertretern der italienischen „Transavanguardia“, die sich in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre entwickelt und in figurativer Darstellung klassische Themen wiederentdeckt hat.
Die figürlich-gegenständlichen Werke reflektieren Tradition und Geschichte in subjektiv-expressiver Weise. Der Künstler, der als Maler und als Bildhauer tätig ist, schöpft aus einem eklektizistischen Fundus und zitiert in seinem Werk gern frühere Kunstepochen und Strömungen, wie beispielsweise den italienischen Manierismus, den Kubismus, den Futurismus oder den Fauvismus.
Als Motiv wählt er mit Vorliebe Zyklopen, Zentauren oder Heilige. Auch die überlebensgroße Figur „Passione per lárte“ (Leidenschaft für die Kunst) stellt eine männliche Figur in manieristischer Überzeichnung dar. Die nur mit einem Lendenschurz bekleidete Gestalt hockt auf einem angedeuteten Felsmassiv. Beide Hände sind in einer gleichzeitig schützenden und expressiven Geste an den Kopf gelegt. Der Oberkörper dreht sich so auf, dass der muskulöse Brustkorb sichtbar wird und einer der Ellenbogen senkrecht in die Höhe weist, während der andere nach unten in Richtung Knie zeigt.
Die manieriert-unnatürliche Haltung scheint einen Moment höchster Verzückung wiederzugeben, der durch den Gesichtsausdruck noch gesteigert wird. Die Pupillen sind als spiralförmige Linien gezeichnet, die Lippen zu einem halb unbewussten Lächeln verzogen. Die „Leidenschaft für die Kunst“ scheint die dargestellte Person in die Knie zu zwingen und gleichzeitig in einen hypnotisch-berauschten Zustand der Begeisterung zu versetzen.
Sandro Chia
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