Portrait Dietrich Bonhoeffer

Alfred Hrdlicka, Zeit seines Lebens streitbarer Marxist und leidenschaftlicher Verfechter einer figurativen, am Menschen orientierten Kunst, schuf 1977 im Auftrag der evangelischen Landeskirche eine Marmorbüste zum bleibenden Andenken an den Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer (1906–1945).
Diese Büste befindet sich heute im Foyer der Berliner Staatsbibliothek, während ein Bronzeabguss im Skulpturenpark des Museums Glaskasten aufgestellt wurde. Der detailliert und sensibel herausgearbeitete, kraftvoll sich erhebende Kopf des Porträtierten steht im Kontrast zu dem nur roh bearbeiteten Sockel des Bildwerkes.
Die Grenzlinie zwischen den geglätteten und den rauen Flächen bildet ein Seil, das um den Hals des 1945 im Konzentrationslager Flossenbürg hingerichteten NS-Gegners liegt. Erkennbar sind in dem Werk so zugleich die im Porträtkopf gebündelte Kraft, sich der Terrorherrschaft entgegen zu stellen, als auch die Tragik des unvollendeten, fragmentarisch gebliebenen Lebens.

Literaturhinweis:
Dietrich Bonhoeffer. Die Marmorbüste von Alfred Hrdlicka in der Staatsbibliothek zu Berlin. In: Alfred Hrdlicka. Der Graphik-Zyklus „Wie ein Totentanz. Die Ereignisse des 20. Juli 1944“, mit Kommentaren des Künstlers, Berlin 2002.