Reise und Heimkehr

Anfang und Ende einer historischen Eichenallee werden durch die beiden Teile dieser aus dem Holz der Eichen bestehenden Skulptur akzentuiert. Die Allee führt vom Gut Holzhausen zum Forst und markiert somit einerseits die Hauptachse des Hofensembles und andererseits den Auftakt zum Nieheimer Kunstpfad. Einige der bis zu fünfhundert Jahre alten Bäume mussten im Laufe der Jahre gefällt werden und ihre Relikte säumen nun, teilweise schon seit Jahrzehnten an ihrem Standort liegend, diese Wegstrecke. Auch die beiden Stämme, die zur Skulptur wurden, blieben inclusive aller Spuren der Verwitterung weitestgehend in dem Zustand, in dem sie aufgefunden wurden. Lediglich ihre einander zugewandten Stirnseiten wurden so bearbeitet, als ob sie in einem Stecksystem zusammengefügt werden könnten. Dieses wird dargestellt als eine Anordnung von vor- und zurückspringenden Flächen, denen jeweils ein quadratisches Rastermass zugrunde liegt, an welchem sie sich in scheinbar zufälliger Anordnung ausrichten. Dabei beziehen sich die Stämme aufeinander, so dass die Vor- und Rücksprünge ineinandergefügt werden könnten. Die beiden Stämme wurden einander so zugeordnet, als würden sie trotz ihrer Distanz anziehend aufeinander reagieren, etwa wie Magneten am Rande ihrer Kraftfelder – nah genug, um ihre Zusammengehörigkeit erfahrbar zu machen, und doch auch weit genug auseinander, um sich nicht wieder miteinander verbinden zu können. Der Zusammenschluss beider Teile kann nur gedanklich vom Betrachter hergestellt werden. Zugleich aber interpretiert das Ensemble auch das Thema des alltäglichen Hin- und Rückwegs der Fussgänger auf der Eichenallee, welches sich zudem, in einer universelleren Auslegung, als Reise und Heimkehr formulieren lässt. Dieses Bild wird durch einen weiteren gestalterischen Aspekt zum Ausdruck gebracht: Der waldwärts gelegene Skulpturenteil, die „Reise“, ist auf drei stählerne T-Trägerstücke abgelegt, was, trotz faktischer Unverrückbarkeit, eine menschliche Intervention kommuniziert und auf eine scheinbar temporäre und jederzeit veränderbare Positionierung verweist. Das schlossseits hin platzierte Gegenstück, die „Heimkehr“, verbleibt in der vorgefundenen, direkt auf dem Erdreich ruhenden Position, als wäre es so gewachsen. Dieser Gegensatz lässt über Getrenntes und doch Zusammengehörendes, über die Anziehungskraft entgegengesetzter Pole, aber auch über das Verhältnis von Mensch und Natur nachdenken.

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Andreas Kopp

1959
geboren in Amsterdam/NL; lebt in Paderborn. Studium an der Kunstakademie Düsseldorf.
1991
Artist in Residence, Stiftung `kunst & komplex', Rotterdam/NL.Goldene Schallplatte mit dem Titelbild "Kreuzzug ins Glück", Die Toten Hosen, Landesverband der Phonographischen Wirtschaft.
1992
Ernst-Barlach-Preis der Ernst-Barlach-Gesellschaft, Hamburg.
1999
Projektstudio der `Leidse School Foundation', Leiden, NL.
2000-01
Gastdozent an der Akademie der bildenden Künste, Dresden.
2001-02
Gastdozent an der Fachhochschule Köln, Abteilung Architektur.
2001-05
Alanus Akademie der Bildenden Künste, Bonn.
2006
Erster Preis und Realisierungspreis, Im Kontext 3, Road Commission, Dublin
seit 2013
Gründungsdekan St. Moritz Kunstakademie, Schweiz.
2014
Erster und zweiter Preis für zwei Skulpturen im öffentlichen Raum, Bad Wildungen.

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Ort
Nieheim
historische Eichenallee auf Gut Holzhausen, 33039 Nieheim
Künstler
Andreas Kopp
Jahr
2017
Maße
„Reise“, ca. 230 cm x 550 cm x 140 cm / „Heimkehr“, ca. 720 cm x 220 cm x 230 cm
Material
zweieilig, jeweils aus einem über 350 Jahre alten Eichenstamm gefertigt, Stahlträger.