Roter Hase




Der Hase, dessen Entwurf auf eine Knetfigur der Tochter des Künstlers zurückgeht, thront – dämonisch und lächerlich zugleich – wie eine „Drop-Sculpture“ auf dem Beton-Mittelteil eines „Rundeindickers“ im Park auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Lohberg. Die befremdliche Wirkung dieser Skulptur resultiert vor allem daraus, dass der riesige, aufgequollene, Falten werfende und instabil stehende Körper des Hase-Mensch-Mischwesens auf jeden Fall „verbesserungsfähig“ erscheint, aber dennoch mit einem hochglänzenden signalroten „Finish“ lackiert wurde, wie eines der perfekt reproduzierten „giant objects“ eines amerikanischen Pop-Art-Künstlers. Als humorvolles Signal einer neuen (besseren?) Zeit, eines Neubeginns, kann der Hase in diesem Kontext auf jeden Fall interpretiert werden.
Abgesehen von der Tatsache, dass ein Relikt der industriellen Vergangenheit als Sockel genutzt wird, nimmt die Skulptur formal und inhaltlich keinen Bezug zu ihrem Aufstellungsort, dem heutigen „Bergpark Lohberg“, der ein Park mit Kreativquartier ist, in dem Relikte seiner industriellen Vergangenheit sichtbar geblieben sind: Er befindet sich im nördlichen Teil des ehemaligen Zechengeländes, wo sich einst Holz- und Materialplatz, Kohlenaufbereitung und Verladeanlagen mit Güterbahnhof befunden haben. Der „Rundeindicker“ selbst erinnert an ein Klärbecken und hatte auch eine ähnliche Funktion, nämlich das Reinigen von Wasser. Ein Steg führt rings um das leere Bassin, in dessen Mitte der überdimensionale Hase steht. In direkter Nachbarschaft befindet sich das Betonbauwerk des Flotationsberge-Eindickers, der, in der Funktionsweise einem Kaffeefilter vergleichbar, feine Sedimente vom Wasser trennte. Die Skulptur, die auch in einer bronzenen Version als Wasserspeier existiert, fand ihren Weg hierher im Rahmen des Projekts „Choreographie einer Landschaft“ zur Wiederbelebung des Areals der stillgelegten Zeche. Der Künstler führte sie hier über einem glasfaserlaminierten Styroporkern mit wetterbeständiger Beschichtung in signalroter „Flipflop“-Lackierung aus, die ebenfalls in größtmöglichem Kontrast zur eher grau-grünen Umgebung steht.
Thomas Schütte
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Bergpark, 46539 Dinslaken