Roter Hase

Der Hase, dessen Entwurf auf eine Knetfigur der Tochter des Künstlers zurückgeht, thront – dämonisch und lächerlich zugleich – wie eine „Drop-Sculpture“ auf dem Beton-Mittelteil eines „Rundeindickers“ im Park auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Lohberg. Die befremdliche Wirkung dieser Skulptur resultiert vor allem daraus, dass der riesige, aufgequollene, Falten werfende und instabil stehende Körper des Hase-Mensch-Mischwesens auf jeden Fall „verbesserungsfähig“ erscheint, aber dennoch mit einem hochglänzenden signalroten „Finish“ lackiert wurde, wie eines der perfekt reproduzierten „giant objects“ eines amerikanischen Pop-Art-Künstlers. Als humorvolles Signal einer neuen (besseren?) Zeit, eines Neubeginns, kann der Hase in diesem Kontext auf jeden Fall interpretiert werden.

Abgesehen von der Tatsache, dass ein Relikt der industriellen Vergangenheit als Sockel genutzt wird, nimmt die Skulptur formal und inhaltlich keinen Bezug zu ihrem Aufstellungsort, dem heutigen „Bergpark Lohberg“, der ein Park mit Kreativquartier ist, in dem Relikte seiner industriellen Vergangenheit sichtbar geblieben sind: Er befindet sich im nördlichen Teil des ehemaligen Zechengeländes, wo sich einst Holz- und Materialplatz, Kohlenaufbereitung und Verladeanlagen mit Güterbahnhof befunden haben. Der „Rundeindicker“ selbst erinnert an ein Klärbecken und hatte auch eine ähnliche Funktion, nämlich das Reinigen von Wasser. Ein Steg führt rings um das leere Bassin, in dessen Mitte der überdimensionale Hase steht. In direkter Nachbarschaft befindet sich das Betonbauwerk des Flotationsberge-Eindickers, der, in der Funktionsweise einem Kaffeefilter vergleichbar, feine Sedimente vom Wasser trennte. Die Skulptur, die auch in einer bronzenen Version als Wasserspeier existiert, fand ihren Weg hierher im Rahmen des Projekts „Choreographie einer Landschaft“ zur Wiederbelebung des Areals der stillgelegten Zeche. Der Künstler führte sie hier über einem glasfaserlaminierten Styroporkern mit wetterbeständiger Beschichtung in signalroter „Flipflop“-Lackierung aus, die ebenfalls in größtmöglichem Kontrast zur eher grau-grünen Umgebung steht.

Mehr dazu: Kunstwerke im öffentlichen Raum von Dinslaken

www.kreativ.quartier-lohberg.de


Thomas Schütte

1954
geboren in Oldenburg; lebt und arbeitet in Düsseldorf.
1973–1981
Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Fritz Schwegler und Gerhard Richter.
1979
erste Einzelausstellung.
1987, 1992, 1997
Beteiligung an der Documenta in Kassel.
2005
Teilnahme an der Biennale in Venedig, Auszeichnung mit dem Goldenen Löwen.
2007
Auswahl eines Werkes von Thomas Schütte für den vierten Pfeiler des Trafalgar Square.

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Ort
Dinslaken
Bergpark, 46539 Dinslaken
Künstler
Thomas Schütte
Jahr
2014/15
Maße
Höhe ca. 400 cm, Länge und Breite ca. 300 cm
Material
Styropor, wetterfest beschichtet Kern aus Styropor, wetterbeständige Beschichtung, „Flipflop“-Lackierung.
Objektart
Skulptur