Scala

Wuppertal, das sich aus dem Tal mit der Innenstadt bis auf die umliegenden Höhenrücken erstreckt, verfügt über rund 500 öffentliche Treppenanlagen. Eine davon ist die eine Häuserzeile unterteilende „Holsteiner Treppe“ in Wuppertal-Ostersbaum, die mit 112 Stufen in 9 Abschnitten den Engelsberg hinauf die Gathe mit der Holsteiner Straße verbindet. Der Künstler Horst Gläsker verwandelte sie 2006 im Rahmen des Projektes „Lebendige Nachbarschaften“ der Montag-Stiftung in ein zunächst als temporär geplantes Kunstwerk. Nachdem der Farbauftrag entfernt wurde, setzte sich jedoch eine Bürgerinitiative für das Werk ein, das dann 2008 erneuert wurde. 2016 wurde es noch einmal erneuert, da es im Laufe der Zeit gelitten hatte.

Gläsker verwandelte die unspektakuläre graue Treppe in eine farbintensive „Treppe der Gefühle“, indem er jede Stufe in einer unterschiedlichen Farbe gestaltete und mit jeweils einem ebenfalls farbigen Wort in der Schrifttype „Humanist“ akzentuierte. Die Worte – Verben, Adjektive und Substantive – sind nach Themen gruppiert, die den Treppenabsätzen zugeordnet wurden, so dass jede Treppenstufe nach dem Entwurf des Künstlers eine Assoziationskette auslösen kann:“Durch Farbe und präzise Wörter wird eine poetische Logik in Gang gesetzt, die die Sinne öffnet und die gesamte Situation erneuert und aufwertet. Beim Steigen zeigt sich sehr schnell die körperliche und seelische Konstitution. So wird die Treppe zu einer Metapher für das Menschsein.“

Die ersten vier Treppenabsätze mit jeweils 15 Stufen sind mit Worten zu „Familie“, „Kommunikation“, „Welt kennen lernen“ und „Liebe entdecken“ versehen, wobei sowohl positive als auch negative Emotionen zur Sprache kommen. Der folgende Treppenabsatz ist der „Kommunikation“ gewidmet. Dem nächsten Abschnitt zum Thema „Welt kennen lernen“ folgen Treppenabsätze zu  „Besinnung-Lösung“, „Gesellschaft-Staat“ und „Einsicht“. Der letzte Absatz ist mit „Altersweisheit“ überschrieben. Der nach über 100 Stufen müde Wanderer findet hier unter anderem Stille, Weite, Sinn, Freiheit, Glauben, Rücksicht und Dankbarkeit. Die oberste Stufe ist schließlich mit dem Begriff Mut versehen.

„Scala“ erfreut sich großer Beliebtheit sowohl bei den Anwohnern, als auch bei Touristen, die sie als Fotomotiv rund um den Globus schicken.

Link: boredpanda.com/most-beautiful-steps-stairs-street-art


Horst Gläsker

1949
geboren in Herford; lebt in Düsseldorf.
1963-1966
Lehre als Schaufenstergestalter.
1966-1968
Plakatmaler.
1970-1973
Besuch des Westfalen-Kollegs und Abitur. Als Musiker aktiv.
1973-1979
Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Lambert Maria Wintersberger, Gerhard Richter und Karl Otto Götz (Meisterschüler).
1983–1984 sowie 1988-1991
Gastprofessur an der Kunstakademie Münster.
1995-1997
Gastprofessur an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.
1998-2004
Professur an der Kunsthochschule Kassel.
2006
Guest lecturer am Savannah College of Art and Design, Georgia, USA.

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Ort
Wuppertal
Holsteiner Treppe 1, 42107 Wuppertal
Künstler
Horst Gläsker
Jahr
2006/08, erneuert 2016
Maße
o.A.
Material
112 Treppenstufen, farbig gefasst
Objektarten
Bodenskulptur, Environmental Art, Platzgestaltungen