Skulptur
Jesus Raphael Soto hinterließ nur wenige dauerhafte Skulpturen im öffentlichen Raum. Als einer der wichtigsten Künstler der Op-Art schuf er vielmehr zahlreiche Wandarbeiten und Installationen, die sich mit den Eigenarten der menschlichen Wahrnehmung auseinandersetzten.
Ein Thema, das ihn immer wieder beschäftigte und sich auch in der Kölner Skulptur von 1986 wiederfindet, ist das der scheinbaren Bewegung. Bilder oder Skulpturen scheinen sich zu bewegen, obwohl es tatsächlich nur die Bewegung des Betrachters ist, die diese Bewegung suggeriert.
Die runde schwarze Granitscheibe dieser Skulptur ist auf Hochglanz poliert, wodurch sie ihre lastende Schwere fast vollständig einbüßt. Einem kreisrunden Loch in einem der unteren Viertel steht ein weiß gestreifter Viertelkreis im anderen unteren Viertel der Steinscheibe gegenüber. Ein schwarzer und ein blauer Streifen, die leicht auseinanderlaufen, verbinden diese beiden Elemente auf jeder Seite der Scheibe.
Zusammen vermittelt diese geschickte Konstruktion den Eindruck, die große schwarze Granitscheibe würde langsam und leicht auf ihrem weißen Marmorsockel rotieren, eine optische Täuschung, die auch hier von der Bewegung des Betrachters hervorgerufen wird. An einer stark befahrenen Straße platziert, wird die vom Verkehr vorgegebene Bewegung innerhalb einer tatsächlich statischen Skulptur thematisiert.
Jesus Raphael Soto
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Köln, Gustav-Heinemann-Ufer 96