später sein wird

Hilfestellung für einen Apfelbaum, zu seiner Idealform auszuwachsen.
Begünstigt durch die weitgehend unverstellte Fläche des Hauptbahnhofsvorplatzes Paderborn wirken die städtischen Funktionselemente und das puristische Stakkato der neuen Gebäudeabschnitte wie in einer exemplarischen Anordnung aufgereiht. Davon ausgehend ist diesem Ensemble eine subjektiv geformte Prototypus-Schablone eines Apfelbaumes hinzugefügt. Innerhalb dieser Schablone wird in den nächsten 25 bis 30 Jahren ein junger Apfelbaum die Gelegenheit haben, in seine vermeintliche Idealform (die aus meiner Erinnerung abgeleitete Form eines alten Apfelbaumes) auszuwachsen.
Von Passanten, Autofahrern und wiederkehrenden Besuchern wird die allmähliche Annäherung der Baumkrone an die Schablone kontinuierlich beobachtet. Der jeweils verbleibende Zeitraum kann am Schwinden des Abstandes abgelesen werden. Nicht nur der regelmäßig Zugfahrende wird das eigene Älterwerden damit in Verbindung bringen.
Reisenden, die in längeren Abständen die Stadt besuchen, wird mit dieser Art von Natur-Uhrwerk die vergangene und die verbleibende Zeitfrist plastisch vor Augen geführt, sobald sie das Bahnhofsgebäude verlassen. Wer in späteren Jahren den Baum und seine Schablone erstmals sieht, könnte vermuten, dass seitens der Stadt um einen idealtypischen Baum herum eine Umrissform zu seiner Hervorhebung gezogen wurde.
Es gibt bei dieser Arbeit kein angestrebtes „Ergebnis“. Die zu erwartende Spätform des Baumes ist ebenso wichtig wie der zu beobachtende Prozess seiner Entwicklung. Ein langer Zeitraum wird begleitet, während die Konstellation stets aktuell bleibt.
(Text: Christian Hasucha)

Anmerkung: Aufgrund der anstehenden Umgestaltung des Paderborner Bahnhofes ist das Kunstwerk im Dezember 2020 auf die andere Seite des Vorplatzes „umgezogen“, so dass es nun mit einem neu gepflanzten Apfelbaum und in Abstimmung mit dem Künstler vor dem Finanzamt einen neuen Standort erhielt.


Christian Hasucha

1955
geboren in Berlin/Neukölln; lebt in Berlin.
1980
Meisterschüler bei Prof. Kügler, HdK, Berlin.
1981–1982
Studium und Abschluss als Master of Arts (M.A. Degree) am Sculpture-Department der Chelsea School of Art, London.
1981
Beginn der Projektreihe ÖFFENTLICHE INTERVENTIONEN. DAAD-Stipendium für ein Studienjahr in London.
1984
Förderkoje der Art Cologne.
1985
Arbeitsstipendium der Art-Stiftung Plaas, Lindau.
1986
Arbeitsstipendium des Senators für Kulturelle Angelegenheiten, Berlin.
1988
Atelierförderung des Kulturamtes der Stadt Köln.
1987/1988/1991
Lehrauftrag Kunstakademie Trondheim, Norwegen (zuletzt stellvertretender Leiter des Sculpture department).
1990
Gründung der  i n t e r - e d i t i o n, Format für Dokumentation und mediale Interventionen. Arbeitsstipendium des Kunstfonds e. V., Bonn
1991–1992
„Expedition LT 28E“, einjährige Arbeitsreise mit dem Werkstattwagen durch Randgebiete Europas sowie durch Kleinasien.
1997
Lehrauftrag an der Bauhaus-Universität Weimar, FB Gestaltung/Freie Kunst.
1997–2000
Lehrauftrag HdK Berlin, Institut für Kunst im Kontext.
1999
Initiator der „areale Neukölln“, Stadtkunst-Projekte für Berlin-Neukölln.
2001–2002
Vertretungsprofessor für Ästhetik in Theorie und Praxis an der Gesamthochschule Kassel (jetzt Universität Kassel) FB Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung.
Seit 2001
Zeitweiliges Mitglied der Kommission „Kunst im öffentlichen Raum“, BA Treptow, Berlin.
2002
Lehrauftrag für Kunst im öffentlichen Raum und neue künstlerische Strategien an der Bauhaus Universität, Weimar, FB Gestaltung.
2003
Dozent für Kunst im öffentlichen Raum, Kunstuniversität Linz.
Seit 2003
Jurymitglied bei verschiedenen Kunst-am-Bau-Wettbewerben in Berlin.
2003–2004
Zweisemestrige Gastprofessur für Kunst im öffentlichen Raum und neue künstlerische Strategien an der Bauhaus Universität Weimar, FB Gestaltung.
2012
Kunstpreis der Sparda-Bank West
Quellen:

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Ort
Paderborn
Paderborn, Bahnhofstraße 28-30, Vorplatz Finanzamt
Künstler
Christian Hasucha
Jahr
2013
Maße
640 x 1030 x 330 cm
Material
Stahl, verzinkt, grundiert und mit Eisenglimmerfarbe beschichtet, Apfelbaum, Rasenfläche, Randsteinpflasterung.
#nrwskulptur