Tempel
Ulrich Rückriems „Tempel“ aus dem Jahr 1988 gehört einer Werkserie an, in der er sich mit einfachsten architektonischen Grundformen beschäftigt. Eine monolithischer Steinquader erfährt Einschnitte, die ihn in Sockel, Pfeiler und Gesims unterteilen, so dass er als archaisches Bauwerk gesehen und dann wahlweise als Architektur (Tempel), als Denkmal (z. B. das Heinrich Heine-Denkmal in Bonn) oder als autonome Skulptur interpretiert werden kann.
Das für den Künstler typische Verfahren, in dem er den Stein in seiner im Steinbruch erhaltenen Form erhält, ihn teilt und wieder zusammenfügt, kommt auch in diesem Werk zur Anwendung. Der hochrechteckige Steinblock wurde durch zwei Reihen horizontaler Bohrlöcher in drei Teile gespalten. Im mittleren dieser Teile wurde ein Quader glatt herausgeschnitten, so dass eine zurückspringende Nische entstand. Die Rückseite dieser Nische ist glatt poliert. So erscheinen nicht nur drei verschiedene Zustände des Steins – grob gebrochen, glatt geschnitten, glänzend poliert – nach innen gestaffelt, sondern der Betrachter kann auch sein eigenes Spiegelbild im Inneren des Tempels auf der polierten Fläche wahrnehmen.
Ulrich Rückriem
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Köln, Brückenstraße