Thronoi

Die Skulptur "Thronoi", an welcher der Künstler lange und intensiv arbeitete, stellt ein Hauptwerk im Oeuvre Karl Hartungs dar, denn hier konzentrieren und verdichten sich seine künstlerischen Ansätze. Es wird deutlich, wie der Künstler sich vom Werk Wilhelm Lehmbrucks, hier insbesondere von der Plastik "Sitzender Jüngling" von 1916/17, inspirieren ließ. Auch die Weiterentwicklung seiner eigenen Arbeit, zum Beispiel des "Großen Sitzenden" von 1951/52, ist hier nachzuvollziehen. Karl Hartung beschritt nach dem 2. Weltkrieg, wie zahlreiche Künstler, den Weg einer zunehmenden Abstraktion, wobei er jedoch keine geometrische, sondern eine organische Formensprache entwickelte. Rauhe, schrundige Oberflächen lassen an Erde und Astwerk denken. Die Skulptur "Thronoi" scheint mit ihrer schwarzen Patina gänzlich aus  verkohltem oder verschlacktem Ast- und Wurzelwerk zu bestehen, das zu einer Gestalt verwachsen ist. Thron und Figur verschmelzen zu einer einzigen durchlässigen, aber den Raum beherrschenden Gerüstfigur. Monumental und hoheitsvoll scheint sie ein unbenennbares Grauen zu personifizieren, das seinen Ausdruck in den hohlen, ins Nichts starrenden Augenhöhlen konzentriert.
Literaturhinweis:
StadtKunstFührer: Skulpturen im Duisburger Stadtraum, hg. von der Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum, Duisburg 2012, S. 20/21.


Karl Hartung

1908
geboren in Hamburg; 1967 gestorben in Berlin.
1923
Steinmetz-Lehre und Studium an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg.
1929–1932
Studium in Paris.
1932
in Florenz, Rückkehr nach Hamburg.
1936
Umzug nach Berlin. Aufgrund seiner abstrakter werdenden Arbeiten Schwierigkeiten mit der NS-Kulturpolitik.
1950
Kunstpreis der Stadt Berlin.
1951
wurde Hartung als Professor für Bildhauerei an die Hochschule für bildende Künste in Berlin berufen. Er nahm an der documenta 1 (1955), documenta II (1959) und documenta III (1964) in Kassel teil.
1955
Verleihung des Corneliuspreises der Stadt Düsseldorf.
1956
wurde Hartungs Große Kugelform in Hannover aufgestellt. Sie war damit nicht nur die erste abstrakte Kunst im öffentlichen Raum in Hannover im Zuge des Wiederaufbaus, sondern wahrscheinlich in Deutschland überhaupt.

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Ort
Duisburg
Lehmbruck Museum, Kantpark, Düsseldorfer Str. 51, 47051 Duisburg
Künstler
Karl Hartung
Jahr
1958
Maße
240 x 128 x 128 cm
Material
Bronze
Kunst im öffentlichen Raum NRW