Toleranz durch Dialog

Die Skulptur des international bedeutenden baskischen Bildhauers Eduardo Chillida „Toleranz durch Dialog“ bedeutet ebenso eine Aufforderung an den gegenwärtigen Betrachter, wie sie sich auf die Vergangenheit bezieht: Im benachbarten Rathaus der Stadt Münster wurde 1648 mit dem Westfälischen Frieden der Dreißigjährige Krieg beendet. Auf den langen, holzgeschnitzten Bänken des heutigen „Friedenssaales“ hatten sich die beteiligten Delegationen in jahrelangen Verhandlungen gegenüber gesessen.
Die Grundform solcher Bänke greift Chillida für seine Skulptur auf. Sie besteht aus zwei L-förmigen Objekten, die sich gleichwertig gegenüber stehen. Aus massivem Corten-Stahl gefertigt sind sie fest in ihrer jeweiligen Position verankert, während ihre Binnenstruktur in einen Dialog zu treten scheint. Die geometrischen Aussparungen der beiden Objekte sind ähnlich, aber nicht identisch. So scheinen sie sich in einem Prozess gegenseitiger Annäherung zu befinden, begünstigt durch das Licht und den Schatten, die in der Lage sind, eine überbrückende Verbindung zwischen den beiden Elementen herzustellen.
Dem Künstler gelingt es mit dieser Arbeit, sich genau auf die topografischen wie auch die historischen Gegebenheiten des Ortes zu beziehen und dabei ein Werk zu schaffen, das als autonome und abstrakte Skulptur ebenso Bestand hat, wie es für den zeitgenössischen Betrachter inhaltlich von Bedeutung ist.
Der Realisierung der Arbeit ging eine lange Planungsphase voraus. Schon in den achtziger Jahren hatte Chillida an einem Entwurf für diese Skulptur gearbeitet, dann zunächst aber für die Skulptur-Projekte 1987 ein Werk mit ähnlicher Intention, das „Monumento a la Tolerancia“ (Monument für die Toleranz) aus Sevilla ausgeliehen auf dem Servatii-Kirchplatz präsentiert.
Erst 1993 zur 1200-Jahr-Feier der Stadt Münster und zum 350. Jahrestag der Aufnahme der Friedensverhandlungen zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges kam die für Münster geschaffene Plastik „Toleranz durch Dialog“ an ihren Bestimmungsort.

Weitere Informationen:
http://wiki.muenster.org/index.php/Toleranz_durch_Dialog


Eduardo Chillida

1924
geboren in San Sebastian, Spanien; 2002 ebenda gestorben.
1943–1946
Studium der Architektur an der Universidad de Madrid.
1947
Zeichenstudium an der privaten Kunstakademie Círculo de Bellas Artes in Madrid.
1948
zog er nach Paris und richtete sich dort ein Atelier ein. Hier formte Chillida erste figürliche Plastiken aus Gips und Ton.
1949
wurde er Kurator am Musée National d´Art Moderne, Paris. Im gleichen sowie im darauffolgenden Jahr beteiligte er sich am Salon de Mai.
1951
kehrte Chillida nach San Sebastián zurück und bezog noch im selben Jahr eine Villa im benachbarten Hernani.
1958
Skulptur-Preis der Biennale von Venedig.
1959–1977
nahm er an den documenta-Ausstellungen 2, 3, 4 und 6 in Kassel teil.
1960
Kandinsky-Preis.
 
In den 80er und 90er Jahren gab es bedeutende Retrospektiven seines Lebenswerks in New York, Bonn, Münster, Berlin, Frankfurt am Main und San Sebastián. Chillida wird zu den bedeutendsten Bildhauern des 20. Jahrhunderts gezählt.

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Ort
Münster
Münster, Platz des Westfälischen Friedens (Rathaus-Innenhof)
Künstler
Eduardo Chillida
Jahr
1993
Maße
Jedes der beiden Elemente ist 283 cm breit, 110 cm hoch und 124 cm tief. 124 cm ist auch der Abstand zwischen beiden Objekten.
Material
Corten-Stahl
Kunst im öffentlichen Raum NRW