U-Bahnhof König-Heinrich-Platz

Die Gestaltung der U-Bahn-Station „König-Heinrich-Platz“ ist eine Gemeinschaftsarbeit des damaligen Künstler-Paars Isa Genzken und Gerhard Richter. Ihre Arbeit umfasst als Gesamtinstallation Wände, Decken, Stützen und Rolltreppen der Anlage. Bereits 1980 hatte Gerhard Richter eine Anfrage aus Duisburg zur umfassenden künstlerischen Gestaltung eines neuen U-Bahnhofs erreicht. Richter zog Isa Genzken hinzu; zwischen 1988 und 1992 konnte ihr Entwurf ausgeführt werden.
Über eine Rolltreppe erreicht man zunächst die geräumige Eingangshalle. Die Künstler wählten geprägten, mattspiegelnden Edelstahl für Decken und Wände. Eine der Wände wurde in Rechtecke unterteilt, auf denen Texte in weißer Druckschrift auf farbigem Grund über stadtgeschichtliche Fakten informieren. Eine Rolltreppe mit leuchtend gelben Seitenteilen führt zur Linie 901 (Richtung Mülheim und Obermarxloh). Hier sind die Seiten der Bahnsteige mit dynamisch ausschwingenden und in der Mitte sich wieder annähernden Kreissegmenten gestaltet. Weiß und Rot auf der einen, die Grundfarben Gelb, Blau, Rot und die sich daraus ergebenden Mischungen Orange und Grün auf der gegenüber liegenden Wand ergeben ein intensiv farbiges Gesamtbild. Gerhard Mercator (1512–1594), der bedeutende Duisburger Kosmograf und Kartograf, inspirierte die Auswahl von Kreisformen, die in verkleinertem Maßstab der Krümmung der Planeten Merkur und Venus entsprechen sollen.
Eine Ebene höher – dort geht es nach Ruhrort und Meiderich – befinden sich Spiegel an den gegenüberliegenden Wänden des Bahnsteigs, versetzt dazu monochrome Farbflächen. Die Spiegel rücken die Wahrnehmung des Reisenden in den Mittelpunkt, der seine Wartezeit mit der Betrachtung der vielfältigen Brechungen und Spiegelungen verkürzen kann.
Eine Rolltreppe erschließt die südliche Eingangshalle. Hier erstreckt sich ein Wandbild aus emaillierten Tafeln auf gut 15 Metern. Es dominieren starke, klare Farben, die an Richters abstrakte Gemälde erinnern. Auch hier lassen sich Bezüge zur Stadt Duisburg herstellen: Blaue Flächen und Streifen verweisen auf die Flüsse und den Hafen, andere Farblinien auf Straßen und Gleise.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Neuenthüllungen“ der RuhrKunstMuseen wurde die Installation des U-Bahnhofs 2013 gereinigt, saniert und erneut ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerufen.

Literaturhinweise:
Christoph Brockhaus (Hg.): Stadtbild Duisburg. Identität, Wandel und Vision. Wilhelm Lehmbruck Museum Duisburg, 1999, S. 87–98.
Ferdinand Ullrich und Walter Smerling (Hg.): Public Art Ruhr. Die Metropole Ruhr und die Kunst im öffentlichen Raum. Köln: Wienand Verlag, 2012, S. 52–53.


Gerhard Richter

1932
geboren in Dresden; lebt in Köln.
1949–1951
Ausbildung zum Schriften- sowie Bühnen- und Werbemaler in Zittau.
1951
Beginn des Studiums an der Kunstakademie in Dresden. Seine Lehrer waren Karl von Appen, Heinz Lohmar und Will Grohmann.
1957–1961
arbeitete Richter als Meisterschüler an der Akademie und übernahm Staatsaufträge der DDR. In dieser Zeit entstand ein umfangreiches Werk an Wandbildern und Ölgemälden.
1961
Flucht über West-Berlin nach Westdeutschland.
1961–1964
Fortsetzung des Studiums an der Kunstakademie Düsseldorf bei Ferdinand Macketanz und Karl Otto Götz. Anschließend Arbeit als Kunsterzieher.
1964
erste Einzelausstellung in der Galerie Friedrich & Dahlem in München.
1967
Gastdozent an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg.
1971–1993
Professur für Malerei an der Düsseldorfer Kunstakademie.
1972
setzte er sich mit Uwe Johnson, Heinrich Böll, David Hockney, Günther Uecker, Henry Moore, Richard Hamilton, Peter Handke und Martin Walser für seinen Kollegen Joseph Beuys ein, dem vom damaligen nordrhein-westfälischen Kultusminister Johannes Rau die Lehrerlaubnis entzogen worden war.
1972
war er im Deutschen Pavillon der Biennale von Venedig mit der Werkgruppe „48 Portraits“ vertreten.
1978
Gastprofessur am Nova Scotia College of Art and Design in Halifax.
1993/1994
umfassende Retrospektive mit Stationen in Paris, Bonn, Stockholm und Madrid.
2002
feierte ihn das Museum of Modern Art, New York anlässlich seines 70. Geburtstags mit einer umfassenden Retrospektive.
2004
wurden die „Gerhard-Richter-Räume“ im Dresdner Albertinum eröffnet.
2005
wurde in Dresden das Gerhard-Richter-Archiv ins Leben gerufen, das unter der Leitung von Dietmar Elger, Richters langjährigem Assistenten und Biografen, neben der Erforschung von Leben und Werk des Künstlers auch ein neues Werkverzeichnis erstellt.
Von 1973 bis 1977 studierte Isa Genzken bei Gerhard Richter an der Düsseldorfer Kunstakademie, wurde Meisterschülerin des Malereiprofessors und 1982 seine Ehefrau. Die Ehe wurde 1993 geschieden.

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Ort
Duisburg
Duisburg, König-Heinrich-Platz
Künstler
Gerhard Richter
Jahr
1988
Maße
Länge 116 m
Material
Wandgestaltung in Email und Edelstahl
Objektart
Wandgestaltungen
#nrwskulptur