Umgang
Ein dialogisches Prinzip hat Lutz Fritsch bereits mehrfach in seinen Skulpturen zur Anwendung gebracht, beispielsweise in der zweiteiligen Arbeit „Standortmitte“, die Anfang und Ende der historischen Autobahn in Köln und Bonn markiert. So wie hier benutzt der Künstler auch in Marl zwei formal reduzierte Landmarken in Form schlichter, signalrot lackierter Stelen, die selbst kaum als künstlerisch gestaltete Skulpturen wahrgenommen werden. Erst durch ihre dialogische Beziehung und die Verknüpfung im Denken des Betrachters entsteht das Kunstwerk, das die Umgebung einbezieht und ihre Wahrnehmung neu definiert. Anders als bei „Standortmitte“, wo beide Stelen nicht gleichzeitig gesehen werden können und die Ergänzung nur im Kopf des Rezipienten stattfindet, stehen in Marl die beiden Stelen an gegenüberliegenden Ufern des Citysees. Die beiden Elemente befinden sich in Sichtweite und markieren so eine imaginäre gerade Linie, eine Blickachse quer über den See. Will der Betrachter jedoch von einer zur anderen Stele gelangen, so muss er sich um den See herumbewegen und eine beträchtlich weitere Strecke in Kauf nehmen. Denken und Handeln werden auf diese Weise in ihren unterschiedlichen Dimensionen unmittelbar erfahrbar.
Lutz Fritsch
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City-See, 45768 Marl