Undine
An einem wenig bewegten Flussabschnitt wird im Wasser der Lippe in Intervallen ein grüner Strudel sichtbar. Ohne erkennbare äußere Ursache bildet er sich plötzlich auf der Wasserfläche, während das Wasser sich gleichzeitig langsam leuchtend grün färbt. Der Strudel gewinnt an Kraft, und parallel nimmt die Lichtintensität zu. Danach beruhigt sich der Strudel langsam wieder, das grüne Leuchten erlischt. Nach kurzer Pause und Stille wiederholt sich die leuchtende und bewegte Erscheinung, jetzt allerdings als geräuschvoll sprudelnder Geysir.
„Undine“ ist wie ein magisches grünes Auge, das für kurze Zeit im Fluss aufleuchtet, den Wandelnden anruft, an das Wasser und in die Tiefe lockt mit einem lautlosen Kreisen, an Verborgenes erinnert und es im Betrachter weckt. Die Tiefe und die Dunkelheit des Flusses lässt den in Helligkeit aufscheinenden Strudel für einen Moment sichtbar werden, der Strudel wird zur poetischen Schwelle, zur Belichtung eines geheimnisvollen „schwarzen Lochs“, das uns in die Tiefe führt und lockt wie das mythische Wasserwesen, nach dem Claudia Schmacke ihre Installation benannt hat.
Nahe der Lippstädter Innenstadt wird durch ein Kunstwerk ein Ort geschaffen, der zum Verweilen, zur Muße, Betrachtung und Kontemplation einlädt. Die Bedeutung des Flusses als Namensgeber, als „Fluss der Erinnerung“, als über die Pragmatik des Alltags hinaus weisende natürliche und mythische Ressource des städtischen Lebens wird durch Claudia Schmackes Arbeit in besonderer Weise akzentuiert.
Text: Dirk Raulf (Kurator)
Weitere Informationen: https://www.lippstadt.de/kultur-tourismus/kunst-und-kultur/lichtpromenade/uebersicht-lichtkunstobjekte
Claudia Schmacke
← Zur Startseite
Lippstadt, an der Wilhelmschule, Im Grünen Winkel