Von der Heydt-Skulpturen I und II

Auf zwei Podesten rechts und links vom Treppenaufgang zum Von der Heydt-Museum befinden sich miteinander korrespondierende Bronzeplastiken Tony Craggs, die der Künstler zur Wiedereröffnung des Hauses 1990 geschaffen hat.

Sie bestehen jeweils aus zwei unterschiedlichen Behältern, die in einer metamorphotischen Entwicklung ineinander übergehen und miteinander verschmelzen.
Die Von der Heydt-Skulptur I geht von der Form einer stehenden antiken Amphore aus, die sich in einem fließend weichen Schwung in eine Getränkedose verwandelt, wobei die Öffnung des Gefäßes sich zu einem langen Spalt streckt und beide zu einem einzigen Hohlkörper verschmelzen. Die beiden Grundformen werden nicht nur miteinander verbunden, der Bronzeguss mit seiner dunklen Patina nivelliert auch die Unterschiede, die in den Originalobjekten durch das Material – Keramik im einen, Blech im anderen Fall -, das Alter und die Art der Herstellung vorgegeben wären. Sie erscheinen losgelöst von diesen Faktoren und von ihrer Funktion als abstrakte Hohlkörper, die eine Verbindung eingehen. „Die Vermittlung zwischen dem Altertums-Relikt von historischem Rang einerseits und zeitgenössischer Warenästhetik andererseits erfolgt gleitend und ohne Brüche.“ (Carmen Klement, Von der Heydt-Museum)
Die Von der Heydt-Skulptur II geht ebenfalls von einer frühgeschichtlichen Form aus, nämlich von einem Mörser, also einer Reibschale, die schon die Anfänge menschlicher Kultur begleitet hat. Dieses aufrecht stehende Gefäß vollzieht eine erstaunliche Entwicklung zu einer Kunststoff-Flasche, wie sie für Spül- und Putzmittel in der Gegenwart millionenfach produziert, genutzt und weggeworfen wird. Wie in einem Museum konkretisiert sich die Geschichte der Menschheit hier anhand zweier Artefakte. Beide Behälter sind wiederum vielfach vergrößert und in ihrer Materialität durch den Bronzeguss vereinheitlicht. Die weite Gefäßöffnung des Mörsers schwingt hinauf, um in zwei Graten zur engen Ausgussöffnung der liegenden Spülmittelflasche hinab zu leiten. Diese Transformation lässt aus zwei einfachen bekannten Formen eine äußerst komplexe Gesamtform entstehen, die der Betrachter erst bei genauem Hinsehen und Umschreiten der Skulptur nachvollziehen kann.
Die Doppelskulptur ist eine Auftragsarbeit für den Standort Museumseingang Turmhof.


Tony Cragg

1949
geboren in Liverpool, England; lebt in Berlin und Wuppertal.
1966–1968
Labortechniker in der National Rubber Producers Research Association.
1969–1970
Gloucester College of Art and Design.
1970–1973
Wimbledon School of Art (BA).
1973–1977
Royal College of Art in Lodon (MA).
1977
Cheltenham, Abschluß am Royal College of Art, London.
1977
Umzug nach Wuppertal.
1978–1988
Lehrauftrag an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf.
1988–2001
Professor an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf.
2001–2006
Professor an der Universität der Künste Berlin.
2005
Gastprofessor, University of the Arts, London.
2009–2013
Rektor der Kunstakademie Düsseldorf.

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Ort
Wuppertal
Wuppertal, Eingang des Von der Heydt-Museums, Turmhof 8
Künstler
Tony Cragg
Jahr
1990
Maße
194 x 121 x 271 cm (I)156 x 133 x 239 cm (II)
Material
Bronze
Kunst im öffentlichen Raum NRW