Was war zuerst? (Hommage an Brancusi)
Aus der Entfernung zunächst als gleißend heller Lichtreflex unbestimmter Form wahrgenommen, erkennt der sich nähernde Wanderer bald ein überdimensionales goldenes Ei auf einer kleinen Lichtung nahe am Waldrand. Diese zunächst märchenhaft-surreale Situation erscheint bei näherer Betrachtung als vielschichtige skulpturale Intervention der Künstlerin Magdalena Jetelová.
Mit dem monumentalen goldenen Ei erfährt dessen Umgebung eine vollkommene Neuausrichtung. Die sich erstreckende Landschaft erhält plötzlich eine zielgerichtete Orientierung auf das Kunstwerk hin, der Landschaftsraum wird zum Kunstraum. Kaum ein Wanderer, der von Weitem die Leichtreflexe bemerkt, wird sich diesem Sog entziehen können. Das Ei als Symbol des Lebens, seiner Entstehung und seines Kreislaufes, tritt auch inhaltlich in Beziehung zur umgebenden Natur. Die Frage, die im Titel des Werkes aufgeworfen wird, wird sich auch in diesem Kontext von Licht, Natur, Raum und Kunstwerk nicht beantworten lassen.
Leichter feststellen lässt sich die künstlerische Bezugnahme auf die Skulptur „Der Weltenanfang“ von Constantin Brancusi aus den 1920er Jahren, ebenfalls eine liegende glänzende Eiform, die hier zu monumentaler Größe entwickelt und in den Naturkontext eingebracht eine Bedeutungssteigerung erfährt.
Verweis: https://www.waldskulpturenweg.de/skulpturen/was-war-zuerst
Literatur: WaldSkulpturenWeg, hg. von der Arbeitsgemeinschaft WaldSkulpturenWeg, Texte von Uwe Rüth, Köln 2011.
Magdalena Jetelová
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Bad Berleburg, WaldSkulpturenWeg