drawing # 1







Verräumlichte Zeichnung
drawing # 1 ist eine Verräumlichung einer expressiven, abstrakten Zeichnung. Ein Aspekt, der in diesem Fall im Zentrum stand, ist der Prozess des fortlaufenden Konstruierens und Dekonstruierens von Räumen, Formen, Symmetrien und Eindeutigkeiten. Viele Details der Skulptur bilden Formen, die aus bestimmten Blickwinkeln als eindeutig wahrgenommen werden: Eine markante Diagonale, ein Rechteck, das aus mehreren Teilstücken gebildet ist, ein durchgehender Hohlraum, der schräg durch die Skulptur führt. Diese Formen, die die Wahrnehmung isoliert, sind dabei immer von anderen Formen relativiert oder überschrieben. Dies umso mehr, als der Betrachter – anders als bei der zweidimensionalen Zeichnung – nicht eine einzige Blickrichtung einnimmt, sondern, sich an der Skulptur entlangbewegend, selbst ständig wechselnde, neue Perspektiven erzeugt.
Abfolge
Das Werk ist die Verräumlichung, aber auch Radikalisierung einer Zeichnung: drawing # 1 besteht aus etwa 370 Metern einer einzigen, in sich geschlossenen, durchgehenden, in alle Richtungen sich erstreckenden Linie. Auch wenn keine Leserichtung erkennbar ist, ist dennoch klar, dass alles im Werk Sichtbare Teil ein und derselben Abfolge ist: Jede Einzelheit, die man isoliert betrachten möchte, ist Teil derselben Linie, auf die sie sich rückbezieht und deren räumlich-visuelle Wirkung sie dabei beeinflusst (und dabei natürlich selbst Bezugsobjekt derselben und weiterer Beeinflussungen ist). Dieses Rückwirken der Linie auf sich selbst hat eine formale Entsprechung in ihrem Verlauf: Wenn die Linie an die imaginäre Außenwand eines 430 x 215 x 108 cm großen Quaders gerät, wird sie wieder zurück in das Innere des Liniengewirrs geführt. Außen bildet sie eine Quaderform, in ihrem Inneren ist die Skulptur verworren und unregelmäßig.
(Text: Herbert Hofer, Erläuterungen zu drawing # 1)
Herbert Hofer
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Herne, Flottmannstraße 94, auf dem Außengelände der Flottmann-Hallen
